Man könnte meinen, der nahende Frühling sei eine ziemlich traurige Sache. Schniefende Menschen mit roten Augen, wohin man auch blickt. Ist das noch der Erkältungswinter oder schon der Pollenfrühling?

Und was bedeutet das eigentlich für Kontaktlinsenträger? Können sie ihre Linsen auch bei tränenden Augen ohne Bedenken tragen?

Zugegeben, das war jetzt ein wenig euphorischer Einstieg. Dabei freue ich mich auf den nahenden Frühling wie auf kaum etwas anderes!

Also nochmal von vorn.

Der Frühling kommt – wie schön!!!

Lange Tage, Sport im Park, Blumen auf dem Balkon. Raus aus der Winterstarre, aktiv werden und das Leben in vollen Zügen genießen!

Schon besser.

Der Frühling ist übrigens auch die Jahreszeit, in der Kontaktlinsen viele ihrer Vorteile voll ausspielen können. Welche das sind, beschreibe ich euch heute. Gefolgt von Tipps für das lästige Pollenthema.

Aber das Gute zuerst!

Kontaktlinsen und Sport: (Fast) alles in Bewegung

Wenn wir uns an der frischen Luft bewegen, macht uns das nicht nur fit. Unser Körper schüttet auch Glückshormone aus. Das ist gut fürs Gemüt und fürs Immunsystem. Eine Brille, die auf der Nase hin- und herrutscht oder beschlägt, wenn wir schwitzen, kann diese Glücksgefühle allerdings erheblich dämpfen, nämlich dann, wenn man hauptsächlich damit beschäftigt ist, die Brillenfassung zu richten und die Gläser zu putzen. Ein Zustand, den ihr mit Kontaktlinsen nicht fürchten müsst. Diese bleiben auch bei ruckartigen Bewegungen dort, wo sie sein sollen, beschlagen nicht und sind für jede Art von sportlicher Betätigung eine verlässliche Unterstützung.

Kontaktlinsen unkompliziert mit Sportbrillen kombinieren

So ganz ohne Brille geht es aber nicht immer. Denn eines können Kontaktlinsen (noch) nicht: vor Blendung und Fremdkörpern schützen. Gerade bei schnellen Outdoor-Sportarten wie Mountainbiking oder Rennradfahren, die noch dazu in Umgebungen mit wechselnden Lichtverhältnissen führen, gehört eine Brille dazu. Sie schützt eure Augen vor herumfliegenden Teilchen und Tierchen und sorgt für eine deutliche Sicht auf den Untergrund und nach vorn.

Sport und Kontaktlinsen

Für besagte Einsätze in der Natur gibt es spezielle Sportbrillen, welche die Augen wie ein Schutzschild abschirmen. Je nachdem, was für eure Sportart wichtig ist, gibt es die Gläser in verschiedenen Farben – in orange für mehr Kontrast, in schwarz für ultimativen Blendschutz und so weiter. Wenn ihr sportliche Tausendsassa seid und idealerweise jede Glasfarbe mit euren Korrektionswerten bräuchtet, würde das eine ziemlich teure Angelegenheit werden. Kombiniert mit Kontaktlinsen könnt ihr dagegen einfach farbige Sportbrillengläser ohne Korrektion tragen, was weitaus günstiger ist, gerade bei hoher Dioptrienzahl.

Kontaktlinsen und Sonnenschutz

Viele Kontaktlinsen haben einen integrierten UV-Schutz und halten schädliche Sonnenstrahlen ab. Allerdings bedecken Linsen nur einen Teil des Auges – hauptsächlich den farbigen – was für den Rest Sonnenbrandgefahr bedeutet, vor allem, wenn es ans oder aufs Wasser geht oder in die Berge. Hier braucht ihr also in jedem Fall eine Sonnenbrille, auch wenn ihr Linsen mit UV-Filter tragt. In der Stadt dagegen ist die UV-Belastung für die Augen in der Regel gering. Auf Nummer sicher geht ihr aber auch hier mit Linsen und Brille. Aber ganz ehrlich: zeigt mir die Sonnenanbeterin, die das Tragen einer Sonnenbrille als lästig ansieht. Gibt’s nicht, oder? Ich finde es jedes Jahr aufs Neue großartig, wenn ich meine Sonnenbrillen ausführen kann (Betonung auf Plural). Die Tatsache, dass ich diese mit Kontaktlinsen kombinieren kann, verschafft mir übrigens auch hier einen empfindlichen Kostenvorteil, da ich nicht jede Brille mit Gläsern in meiner Stärke brauche.

Kontaktlinsen und Heuschnupfen

Ja, jetzt kommt er, der eingangs erwähnte „traurige Teil“ des Frühlings. Herumfliegende Pollen machen dieser Tage bei vielen die Augen und das Leben schwer. In dem Fall schafft erneut die Kombination aus Kontaktlinsen und Sonnenbrille Abhilfe. Die Sonnenbrille lindert zunächst das Reizgefühl in den Augen, das durch grelles Sonnenlicht sonst noch verstärkt würde. Brille und Kontaktlinsen gemeinsam schirmen zudem die Augen vor herumfliegenden Pollen ab. Die Pollen landen nämlich zunächst auf den Gläsern der Brille und auf den Linsen und nicht direkt in euren Augen.

An einem langen Tag draußen kann sich so einiges an Ablagerungen ansammeln, was sich schließlich gegen Abend bemerkbar macht, und zwar in Form von schlechterer Sicht – sowohl durch eure Linsen als auch durch die Brillengläser – und eines spürbar sinkenden Tragekomforts eurer Kontaktlinsen.

Mit Nachbenetzungstropfen könnt ihr das Rausnehmen noch ein wenig hinauszögern. Danach hilft nur noch: Brille waschen und Kontaktlinsen mit der passenden Reinigungslösung gründlich sauberreiben. Formstabile Linsen könnt ihr richtig abschrubben, für Weichlinsen braucht ihr das nötige Fingerspitzengefühl. Bei hartnäckigen Verschmutzungen kann ein spezieller Oberflächenreiniger zum Einsatz kommen. Fragt hier euren Anpasser, welches Mittel er oder sie empfiehlt.

Meine Empfehlung für Allergiegeplagte: Tageslinsen!

Mit ihnen spart ihr euch das Putzen am Abend und könnt die Linse mitsamt allem, was sich darauf tummelt, in die Mülltonne werfen. Auch wenn ihr sonst Wochen- oder Monatslinsen tragt, lohnt es sich eventuell, für die Pollenzeit auf Tageslinsen umzusteigen. Fragt am besten den Anpasser eures Vertrauens, was er oder sie euch empfiehlt.

Und wenn es richtig dicke kommt: Kontaktlinsen und Allergiemedikamente?

Bei manchen Menschen reicht schon der Blick ins Gemüsefach, um ihnen eine veritable Allergie-Attacke zu bescheren. Da helfen dann mitunter nur noch Augentropfen mit medizinischem Wirkstoff, um die Beschwerden in den Griff zu bekommen. Die allerdings vertragen sich nicht mit Kontaktlinsen. Beziehungsweise beide vertragen sich ein bisschen zu gut, nämlich so gut, dass die Linsen den Wirkstoff aufsaugen und diesen unkontrolliert freisetzen – heißt: gegebenenfalls zu wenig, wenn es akut ist und zu viel, wenn der Allergieschub längst überstanden ist.

In dem Fall ist begrenzte Euphorie beim Frühlingserwachen in der Tat angebracht. Denn für die Zeit, in der ihr medizinische Tropfen verwendet, müssen die Linsen leider draußen bleiben.

Aber: es geht vorbei! Genau wie der Winter – nur viel schneller! Und dann kommt er, der Frühling mit all seinen schönen Seiten: mit Wind im Haar, Sonne im Gesicht –  und Kontaktlinsen auf den Augen.