Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung, hat eine Kollegin immer gesagt. Und das schon vor zehn Jahren, als sich die Welt im Vergleich zu heute noch ziemlich gemächlich drehte. Veränderung ist immer. An manchen Punkten des Lebens wird einem das besonders bewusst. Beim Sehen ist es nicht anders. Auch unsere Augen verändern sich und mit ihnen die Anforderungen an unsere Sehhelfer. Glücklicherweise sind Kontaktlinsen mittlerweile so vielfältig, dass wir sie unkompliziert an unsere Lebensumstände anpassen lassen können. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn wenn sich unsere Augen oder unsere Tragegewohnheiten verändern, ist meist eine Neuanpassung von Kontaktlinsen sinnvoll. Im heutigen Blogbeitrag werfe ich einen Blick auf die verschiedenen Lebensphasen, durch die uns Kontaktlinsen zuverlässig begleiten, wenn wir es richtig anstellen.

Kontaktlinsen für Kinder: Mit der Linse gegen die Sehschwäche

Die Aussage, dass Kontaktlinsen kinderleicht zu handhaben sind, ist durchaus wörtlich zu verstehen. Auch Kinder können schon Kontaktlinsen tragen, wenn sie in der Lage sind, diese allein auf- und abzusetzen oder sich die Linsen von ihren Eltern auf- und absetzen zu lassen. Einige Sehschwächen können sogar noch behoben werden, wenn Kontaktlinsen im Kindesalter getragen werden. Das funktioniert allerdings nur bis zum Schulalter. Ab dem sechsten oder siebenten Lebensjahr können Kontaktlinsen eine vorhandene Sehschwäche nur noch ausgleichen, nicht aber mehr umkehren.

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Trotzdem haben sie viele Vorteile für Kinder, gerade in den ersten Schuljahren, wenn die Kids einen ausgeprägten Spieldrang haben und viel toben. In diesem Alter sind die kleinen Kontaktlinsenträger*innen dann meist auch in der Lage, die Linsen ohne Hilfe auf- und abzusetzen und die abendliche Reinigung ihrer Sehhelfer selbst zu übernehmen. Eltern sollten darauf achten, dass die bei der Anpassung festgelegte tägliche Tragezeit nicht überschritten wird. Die Nachkontrollen müssen bei kleinen Linsenträger*innen etwas öfter erfolgen, da das Auge noch wächst und sich schneller verändert als bei Erwachsenen. Etwa alle sechs Monate sollte der Anpasser oder die Anpasserin überprüfen, ob Material, Passform und Grösse nach wie vor zum Augenprofil des Kindes passen.

Kontaktlinsen bei Jugendlichen: Bist du reif für Kontaktlinsen?

Mit der Pubertät steigt bei vielen Kindern und Jugendlichen auch das Interesse an Kontaktlinsen. Oft steht dahinter der Wunsch, anders auszusehen. Viele Teenager wollen nicht länger eine Brille tragen oder nutzen ihr Äusseres, um sich bewusst von anderen abzuheben, etwa durch farbige Kontaktlinsen. Grundsätzlich spricht nichts dagegen, wenn die Jugendlichen trotz Abgrenzungswunsch, Rebellion und „Mir-passiert-schon-nix“-Attitüde verantwortungsvoll mit ihren Kontaktlinsen umgehen. Da Linsen in Drogerien, Supermärkten und Online-Shops frei verkäuflich sind, und noch dazu zu Preisen, die mit einem kleinen Taschengeld bezahlbar sind, ist es umso wichtiger, junge Leute für die Notwendigkeit einer fachgerechten Anpassung zu sensibilisieren. Hier sind neben erfahrenen Kontaktlinsenträger*innen aus dem Netz und im Freundeskreis vor allem die Eltern gefragt. Sie sollten den Wunsch ihrer Kinder nach Kontaktlinsen ernst nehmen und sie bei der Anpassung und in den ersten Wochen mit den neuen Sehhelfern unterstützen. Das kann auf vielfältige Art und Weise passieren, etwa indem sie einen Teil der Kosten für die Anpassung übernehmen, darauf achten, dass die Kinder Farblinsen nicht täglich, sondern nur für besondere Anlässe tragen, oder indem sie ein Auge darauf haben, dass die Tragezeiten eingehalten werden und die Ersatzbrille einsatzbereit ist.

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Gerade sportlich aktive Jugendliche schätzen die Bewegungsfreiheit, die ihnen Kontaktlinsen geben. Bei Ballsportarten, beim Turnen oder beim Skateboarden mindern Linsen zudem das Verletzungsrisiko. Die unkomplizierte Handhabung der unsichtbaren Sehhelfer ist ein weiterer guter Grund, warum Teenager gern zu Kontaktlinsen greifen, wenn sie sich einmal an das Auf- und Absetzen und die tägliche Reinigung gewöhnt haben. Da sich der Körper gerade in der Pubertät schnell verändert, müssen die Nachkontrollen auch im Teenager-Alter alle sechs Monate erfolgen. Eltern sollten darauf achten, dass die Termine eingehalten werden und ihre Kids nur exakt die Linsen nachkaufen, die ihnen angepasst wurden.

Kontaktlinsen und Babybauch: Sehhelfer unter Hormoneinfluss

Eine der grössten Veränderungen im Leben ist ohne Frage das Eltern werden. Die Schwangerschaft ist insofern nur ein kleiner Vorgeschmack auf einen neuen Lebensabschnitt, der ganz anders ist, als die zuvor – und ein beeindruckender Veränderungsprozess im Zeitraffer. In den zehn Monaten mit Baby im Bauch wächst nicht nur der Bauchumfang, sondern auch andere Körperteile legen an Volumen zu – zum Beispiel die Augen. Ihre Hornhaut kann unter dem Einfluss von Hormonen dicker werden, mit der Folge, dass selbst fachgerecht angepasste Kontaktlinsen nicht mehr richtig sitzen und sich beim Tragen unangenehm anfühlen. Auch eine verminderte Sehleistung trotz Kontaktlinsen kann sich einstellen. Werdende Mütter, die solche Veränderungen an sich feststellen, sollten mit ihrem Anpasser oder mit ihrer Anpasserin sprechen. Eventuell ist es sinnvoll, während der Schwangerschaft auf andere Kontaktlinsen umzusteigen.

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Neben der Augenoberfläche kann sich auch der Tränenfilm hormonell bedingt verändern, sodass sich Augen und Linsen trockener anfühlen. Frauen, die trotzdem weiter Kontaktlinsen tragen möchten, können Nachbenetzungstropfen nutzen. Diese verbessern den Tragekomfort und beugen dem Gefühl „schwerer Augen“ vor. Gleichzeitig sorgen sie dafür, dass die Kontaktlinsen sich ausreichend auf der Hornhaut bewegen und die Augen gut mit Sauerstoff versorgt werden.

Auch nach der Entbindung und selbst in den ersten Lebensjahren des Nachwuchses sind hormonelle Schwankungen nichts Ungewöhnliches. Die grosse Bandbreite an unterschiedlichen Kontaktlinsenarten macht es aber möglich, stets die passenden Kontaktlinsen zu finden, auch wenn der Körper sich verändert.

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Kontaktlinsen für Senioren: Gleitsicht im Mini-Format

Sind die eigenen Kinder schliesslich aus dem Haus, drehen manche Menschen wieder so richtig auf und werden zu Marathonläufer*innen, Bergsteiger*innen oder legen sich den Garten an, von dem sie ihr Leben lang geträumt haben. Oder sie toben ausgelassen mit den Enkelkindern herum und lesen Geschichten vor. In diesem Lebensabschnitt machen sich altersbedingte körperliche Veränderungen mitunter besonders bemerkbar, auch und gerade was die Sehleistung angeht. Mit der so genannten „Alterssichtigkeit“ verliert die Augenlinse an Flexibilität und kann nicht mehr so schnell zwischen Nah- und Fernsicht „umschalten“. Viele Menschen in der zweiten Lebenshälfte greifen dann zur Lesebrille. Wer sein Leben lang Kontaktlinsen getragen hat und das auch weiter tun möchte, hat mit Multifokallinsen gute Chancen, die unterschiedlichen Sehanforderungen zu meistern. Diese Linsen funktionieren ähnlich wie eine Gleitsichtbrille und sind mit Sehzonen für verschiedene Distanzen ausgestattet. Es gibt sie als Weichlinsen und als formstabile („harte“) Kontaktlinsen.

Übrigens: Es ist nie zu spät, auf Kontaktlinsen umzusteigen. Viele Menschen nehmen erste Anzeichen von Alterssichtigkeit zum Anlass, sich erstmals mit Kontaktlinsen zu beschäftigen. Ist das Auge gesund und werden die Linsen fachgerecht angepasst, spricht nichts dagegen, im Alter von 60 oder 70 Jahren noch mit Kontaktlinsen anzufangen.

Fazit: Kontaktlinsen können euch euer ganzes Leben lang begleiten. Es werden nicht immer die baugleichen Linsen sein, denn genau wie der Rest eures Körpers verändern sich auch die Augen im Laufe der Jahre. Vielleicht startet ihr mit Hartlinsen und wechselt später zu weichen, vielleicht tragt ihr mal Jahres- und mal Monatslinsen oder probiert es mit Nachtlinsen („Ortho-K-Linsen“), die eure Hornhaut so modellieren, dass ihr tagsüber keine Sehhilfe benötigt. Vielleicht tragt ihr eine Zeit lang lieber Brille und nutzt Tageslinsen zum Sport. All das ist denkbar, solange diese Wechsel durch euren Anpasser oder eure Anpasserin begleitet werden. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Dingen im Leben sollte man bei der eigenen Augengesundheit lieber nichts dem Zufall überlassen.