Heute geht es um die wirklich wichtigen Dinge – im Leben mit Kontaktlinsen. Um die Spielräume und die Frage, was im Umgang mit Kontaktlinsen sein muss und wo man – das Sprichwort drängt sich auf – auch mal ein Auge zudrücken kann. 

Wir fragen also: Wie wichtig ist eigentlich…

…die Basiskurve bei der Auswahl von Kontaktlinsen?

Die Basiskurve gibt die Krümmung der Kontaktlinse an und liegt zwischen 8,3 und 9,0. Das sind zwar nur 0,7 Millimeter. Diese können aber einen grossen Unterschied machen, was den Sitz der Kontaktlinse, ihre Beweglichkeit auf dem Auge und die Sauerstoffversorgung des empfindlichen Seh-Organs betrifft. Eine zu «steile» Linse kann sich ebenso negativ auswirken wie eine zu flache. Der Träger oder die Trägerin selbst spürt die Beeinträchtigung nicht immer sofort, sodass eine falsch sitzende Kontaktlinse das Gleichgewicht am Auge auch unbemerkt stören kann. Gerade eine zu fest sitzende Linse wird mitunter sogar als sehr angenehm empfunden, obwohl sie dem Auge die so wichtige Sauerstoffzufuhr regelrecht abklemmt. Die Folgen treten meist zeitversetzt auf und machen nicht selten eine längere Linsenpause, wenn nicht sogar den gänzlichen Verzicht auf Kontaktlinsen sowie eine medizinische Behandlung notwendig. Daher: Die Basiskurve ist sehr wichtig bei der Bestimmung passender Kontaktlinsen. Wer Kontaktlinsen nicht direkt bei der Anpasserin nachbestellt, sondern zum Beispiel im Netz, sollte nur 1:1 die Linsen wählen, die ihm oder ihr zuvor angepasst wurden. 

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…das Einhalten von Tragezeiten?

Bei der Anpassung gibt der Optiker oder die Optikerin auf Basis unterschiedlicher Messungen am Auge eine Empfehlung, wie lange Kontaktlinsen maximal am Stück auf dem Auge bleiben sollten. Diese Tragezeiten richten sich zum Beispiel nach der Sauerstoffdurchlässigkeit des Kontaktlinsenmaterials, aber auch nach der Beschaffenheit des Tränenfilms und insgesamt danach, wie Auge und Linse zusammenspielen. Der Empfehlung der Anpasserin zu folgen ist wichtig, denn je nach Linsenmaterial beträgt die Spanne bei den Tragezeiten bis zu acht Stunden. Während manche Augen nach acht Stunden eine Pause von ihren Hydrogellinsen brauchen, sind andere nach 16 Stunden mit Silikonhydrogellinsen immer noch gut versorgt. Wieder andere spüren nach zehn Stunden Silikonhydrogel auf der Hornhaut, dass Augen und Linsen an ihre Grenzen kommen. Allein aufs Spüren sollte man sich hier jedoch keinesfalls verlassen. Denn wenn sich die Kontaktlinse bemerkbar macht, ist das mitunter bereits ein Anzeichen für eine Überlastung. Daher ist es sinnvoll, sich an die Vorgaben des Anpassers zu halten. Generell ist es sinnvoll, die Linsen ein bis zwei Stunden vor dem Zubettgehen abzusetzen und eine Brille zu tragen, damit sich die Hornhaut regenerieren kann.

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… die richtige Dioptrienzahl bei Kontaktlinsen?

Links eine viertel Dioptrie weniger in der Kontaktlinse oder rechts eine halb mehr – schadet das den Augen? – Wichtiger als die exakt richtige Dioptrienzahl ist bei Kontaktlinsen tatsächlich die Wahl des passenden Materials sowie die richtige Grösse und Passform. Diese Daten müssen 100%ig stimmen. Dann macht eine viertel Dioptrie mehr meist keinen grossen Unterschied. Und wenn, dann spürt ihr ihn als Nutzer*innen vermutlich recht schnell, weil ihr nicht gut sehen könnt. Anders als bei einer falsch sitzenden Linse übrigens, die sich zunächst gut anfühlen, dem Auge aber unbemerkt Sauerstoff entziehen kann (siehe Basiskurve). Weitere Nebenwirkungen einer zu hohen oder zu niedrigen Dioptrienzahl in der Linse können Verspannungen, Müdigkeit oder tränende Augen sein. Beobachtet ihr diese Symptome an euch, lohnt es sich, die Linsenstärke noch einmal überprüfen zu lassen. So oder so solltet ihr mindestens einmal im Jahr zur Nachkontrolle bei eurem Anpasser oder eurer Anpasserin gehen, besser zwei Mal. 

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… das Tragen torischer Kontaktlinsen bei einer Hornhautverkrümmung?

Ab einer gewissen Ausprägung der Hornhautverkrümmung ist es wichtig, auf torische Kontaktlinsen zurückzugreifen. Denn diese sind speziell geformt und passen sich genau an die unregelmässig gewölbte Hornhaut des Auges an. Der richtige Sitz von Kontaktlinsen auf der Augenoberfläche ist wiederum wichtig, damit ihr gut sehen könnt, aber auch, damit sich die Linse ausreichend auf dem Tränenfilm bewegt und genug Sauerstoff ans Auge gelangt. Sitzt die Linse zu locker auf der Hornhaut, werdet ihr sehr wahrscheinlich Probleme beim Sehen bekommen. Sitzt sie zu fest oder saugt sich sogar fest, riskiert ihr Entzündungen am Auge oder Verletzungen beim Absetzen der Kontaktlinsen. Torische Linsen haben einen speziell eingebauten Mechanismus, sodass sich die Linse genau so ausrichtet, dass sie die Unebenheiten der Hornhaut ausgleicht. Erforderlich wird das ab einer Hornhautverkrümmung ab etwa 0,5 Dioptrien. 

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Bei schwächeren Verkrümmungen können meistens noch sphärische Kontaktlinsen, also Linsen ohne spezielle Ausformungen, getragen werden. Ob ihr torische Kontaktlinsen benötigt und ob es weiche oder formstabile Linsen sein sollten, kann euer Anpasser oder eure Anpasserin zuverlässig beurteilen. 

…dass alterssichtige Menschen Multifokallinsen tragen?

Multifokallinsen sind eine Möglichkeit, eine Alterssichtigkeit zu korrigieren. Sie sind aber nicht die einzige. Es kommt sehr stark auf die individuelle Ausprägung der Fehlsichtigkeit an und manchmal auch darauf, ob Träger*innen bereit sind, gewisse Einschränkungen in Kauf zu nehmen. So gibt es neben der multifokalen Variante auch Bifokallinsen, in die zwei Sehzonen eingearbeitet sind: eine für die Nähe und eine für die Ferne. Zwischenbereiche werden hier nicht berücksichtigt. Bei der «Monovision» wiederum wird ein Auge für die Nähe und das andere für die Ferne korrigiert. Dabei kann es zu Einschränkungen des räumlichen Sehens kommen, weswegen sie zum Beispiel nicht beim Autofahren getragen werden können. Multifokallinsen sind die ausgereifteste Variante, um eine Alterssichtigkeit zu korrigieren, weil sie viele unterschiedliche Sehzonen enthalten. Es gibt sie als formstabile («harte») und weiche Kontaktlinsen.

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Für die Anpassung dieser Linsen müssen Optiker*innen speziell geschult sein. Die Kunst besteht darin, sie genau auf die unterschiedlichen Entfernungen sowie auf die Bedürfnisse und Alltagsanforderungen ihres Trägers oder ihrer Trägerin einzustellen. Entsprechend sind die Kosten für diese Linsen meist etwas höher als für andere Linsen-Varianten. Sind die Kontaktlinsen gut angepasst, zahlt sich das Investment in Multifokallinsen aber aus – in Form einer hohen Seh- und damit Lebensqualität.