„Hör bitte auf in den Augen zu reiben!“
„Aber es brennt und juckt!“
„Ja, deswegen höre doch bitte auf in den Augen zu reiben!“
„Aber es juuuuckt!!!“
„Na dann hör doch einfach mal auf in den Augen zu reiben!“
Zugegeben, ich hatte schon aufregendere Gespräche in meinem Leben. Aber dieses habe ich in letzter Zeit häufiger geführt. Denn die Pollen fliegen wieder. Und alles um mich herum scheint zu schniefen – und zu reiben, trotz Corona. Ich kann das natürlich gut nachvollziehen: Wenn es juckt, erhofft man sich durchs Kratzen Linderung. Man kennt das von anderen “naturgegebenen” Lästigkeiten, etwa von Mückenstichen. Allerdings zeigt sich auch hier, dass die Strategie des permanenten Kratzens keine Früchte trägt und alles nur noch schlimmer macht. Ich höre regelmässig die Empfehlung, bei einem Mückenstich ein Kreuzchen mit dem Fingernagel auf die juckende Stelle zu drücken, und bilde mir ein, dass es funktioniert. Aber für die Augen ist diese Massnahme wohl nur mässig geeignet. Es muss also eine andere Lösung her.
Reiben reizt die Augen noch mehr
Doch warum soll man eigentlich nicht in den Augen reiben? – In erster Linie, weil die Allergie die empfindlichen Sinnesorgane sowieso schon reizt und den Tränenfilm angreift. Wenn dann auch noch die Hände darauf rumgrabbeln – ganz ehrlich: da hätte ich als Tränenfilm auch gestrichen die Nase voll und würde schon aus Prinzip mehr Reizstoffe bilden. Nun sind mir die genauen Beweggründe des Tränenfilms nicht bekannt (man steckt halt nicht drin, ne), aber tatsächlich produziert er mehr dieser Stoffe. Je mehr man also kratzt, desto schlimmer juckt es.
Kontaktlinsen: Kleine Schutzschirme, die gepflegt werden wollen
Wer Kontaktlinsen trägt, für den ist das Augenreiben ohnehin tabu. Zu gross ist die Gefahr, die Linsen zu verschmutzen oder versehentlich aus den Augen zu reiben, ohne Pflege-Equipment in greifbarer Nähe zu haben.
Eventuell ist der Drang zu reiben aber auch gar nicht so stark, denn Kontaktlinsen wirken bei Allergien mitunter als regelrechte “Schutzschilde” auf den Augen. Das führt aber gleichzeitig dazu, dass sich an einem durchschnittlichen Pollentag allerlei „reizende“ Stoffe auf den Kontaktlinsen ablagern können. Hier spielen Tageskontaktlinsen ihre Vorteile aus. Denn alles, was sich auf ihnen tummelt, wandert abends gemeinsam mit den Linsen in den Mülleimer. Neuer Tag? – Frisches Linsenpaar.
Wer 2-Wochen- oder Monatslinsen trägt, sollte diese abends natürlich nicht wegwerfen – auch nicht aus Wut über den lästigen Heuschnupfen. Stattdessen heisst es: Intensivreinigung. Diese beinhaltet mindestens ein extragründliches Abreiben der Linsen in der Handfläche mit anschliessender Spülung. Das Ganze kann ruhig zweimal wiederholt werden. Mit speziellen Oberflächenreinigern verschwinden auch hartnäckige Verschmutzungen.
Träger*innen von formstabilen Kontaktlinsen (“Hartlinsen”) haben es etwas einfacher. Denn diese Linsen sind sehr widerstandsfähig und vertragen eine kräftigere manuelle “Abreibung”. Weichlinsen sollten zwar auch gründlich abgerieben werden, aber mit Gefühl und Vorsicht, sonst können sie reissen.
Kontaktlinsen nicht zusammen mit medizinischen Augentropfen verwenden
Wen es so schlimm erwischt hat, dass er oder sie Augentropfen mit einem medizinischen Wirkstoff anwenden muss, sollte die Kontaktlinsen für die Dauer der Nutzung draussen lassen. Andernfalls können sich die Linsen den Wirkstoff einverleiben, noch bevor er an seinem eigentlichen Bestimmungsort ankommt. Gerade Weichlinsen sind echte Sauger. Zwar geben sie die medizinisch wirksamen Stoffe irgendwann wieder ab, allerdings nur stückweise und unkontrolliert und mitunter auch dann noch, wenn ihr sie gar nicht mehr benötigt.
Reine Nachbenetzungstropfen sind dagegen meist kein Problem. Ob sie sich mit Kontaktlinsen vertragen, steht auf der Verpackung. Um sicherzugehen, hilft ein Anruf beim Optiker oder bei der Optikerin.
Sonnenbrille: Helferin für ohnehin gereizte Augen
Darf es noch ein bisschen mehr Linderung sein? Dann ist die Sonnenbrille eine gute Wahl. Sie bietet zwar keine Pollenabwehr. Aber sie schützt die in Mitleidenschaft gezogenen Augen vor Windzug, Blendung und dem schädlichen UV-Licht der Sonne. Und nicht zu vergessen bietet sie Schutz vor den eigenen nach Reibung suchenden Händen.
Allen Allergiegeplagten unter euch wünsche ich, dass ihr es bald überstanden habt. Ich persönlich freue mich schon auf die wieder interessanteren Gespräche nach der Pollenwelle.
Bis dahin heisst es: „Nicht in den Augen reiben!“
Titelbild: Photo by DESIGNECOLOGIST on Unsplash