Die Hornhaut, auch Cornea genannt, ist der vordere, glasklare Teil eures Auges. Sie ist hauchdünn, aber sehr leistungsfähig und für mehr als zwei Drittel der Lichtbrechung verantwortlich, die euch gutes Sehen ermöglicht. Gleichzeitig ist sie so etwas wie das Fundament für eure Kontaktlinsen und spielt daher bei der Anpassung von Linsen eine zentrale Rolle. Noch mehr, wenn die Hornhaut nicht ganz ebenmässig geformt ist. Stichwort: Hornhautverkrümmung und Kontaktlinsen.
Welche Herausforderungen das Tragen von Kontaktlinsen für die Cornea mit sich bringt, warum spezielle Linsen für manche von euch unverzichtbar sind und wie eure Hornhaut gesund bleibt, erfahrt ihr heute.
Ein Blick auf die Hornhaut
Die Hornhaut besteht aus mehreren Schichten, die perfekt zusammenarbeiten: das Epithel schützt vor Schmutz und Verletzungen, das Stroma, die dickste Schicht, sorgt für Stabilität, und das Endothel reguliert den Wasserhaushalt und hält die Hornhaut klar. So weit, so schick.
Kommen wir nun direkt zur ersten Besonderheit der Cornea: Anders als viele andere Körperteile wird die Hornhaut nicht durchblutet. Sie holt sich Sauerstoff direkt aus der Luft. Das bedeutet, dass sie besonders empfindlich auf alles reagiert, was ihre Atmungsfähigkeit einschränkt – zum Beispiel Kontaktlinsen.
Wie Kontaktlinsen eure Hornhaut herausfordern
Kontaktlinsen liegen direkt auf der Hornhaut auf. Das macht sie so praktisch, kann aber auch zu Belastungen führen:
- Weniger Sauerstoff: Da Kontaktlinsen die Hornhaut teilweise abdecken, verringern sie den Sauerstofffluss. Das kann besonders bei älteren Linsenmaterialien ein Problem sein. Moderne Materialien, wie Silikon-Hydrogel, oder formstabile (“harte”) Kontaktlinsen sorgen für eine bessere “Beatmung”. Dennoch brauchen die Augen immer auch Linsenpausen – vor allem während des Schlafens.
- Hygiene: Wenn ihr eure Linsen nicht gründlich reinigt, können sich Bakterien ansammeln, die zu Infektionen führen. Das ist nicht nur unangenehm, sondern kann die Hornhaut nachhaltig schädigen.
- Mechanische Reibung: Durch die Bewegung der Linsen auf dem Auge kann es zu winzigen Verletzungen kommen, wenn beispielsweise ein weiterer Fremdkörper wie ein Fussel oder grösseres Staubkorn zwischen Auge und Linse gerät. Wurde die Linse nicht fachgerecht angepasst, ist das Risiko für kleinste Haarrisse erhöht.
Wie könnt ihr eure Augen schützen und ganz unbeschwert Kontaktlinsen tragen? – Dazu gleich mehr. Zunächst wollen wir uns die Hornhaut und ihr Zusammenspiel mit Kontaktlinsen noch etwas genauer ansehen.
Torische Kontaktlinsen: Gut sehen trotz Hornhautverkrümmung
Die wenigsten Menschen haben perfekt geformte Körper. Die Hornhaut bildet da keine Ausnahme. Bei vielen ist sie nicht gleichmässig rund, sondern hat im wahrsten Sinne des Wortes einige Höhen und Tiefen. Das kann dazu führen, dass ihr unscharf oder verzerrt seht.
Die gute Nachricht: Eine Hornhautverkrümmung ist keine Krankheit, sondern lediglich eine Fehlsichtigkeit, genau wie eine Kurz- oder Weitsichtigkeit. Sie tritt häufig gleichzeitig mit anderen Fehlsichtigkeiten auf. Ab einem gewissen Grad der Verkrümmung können herkömmliche, sogenannte “sphärische Linsen” die Unebenheiten nicht mehr akkurat ausgleichen. Dann braucht ihr spezielle Linsen, nämlich torische Linsen. Diese haben unterschiedliche Stärken in horizontaler und vertikaler Richtung, um die ungleichmässige Krümmung eurer Hornhaut auszugleichen. Damit sie optimal funktionieren, müssen sie genau angepasst werden. Euer Optiker oder eure Optikerin misst dafür nicht nur eure Dioptrienzahl, sondern auch die Stärke und Achse der Hornhautverkrümmung. Eine präzise Anpassung sorgt dafür, dass die Linsen richtig sitzen und sich nicht auf dem Auge drehen.
Bei torischen Linsen spielen also zwei Werte eine besondere Rolle:
- Die Dioptrienzahl korrigiert eure Kurz- oder Weitsichtigkeit.
- Die Achsenlage (in Grad) gibt an, wie die Linse positioniert sein muss, um die Verkrümmung auszugleichen.
Torische Linsen verfügen über spezielle eingebaute Stabilisationstechniken. Diese sorgen dafür, dass sich die Linsen beim Blinzeln oder Bewegen des Auges nicht verschieben. Das kann durch leicht abgeflachte Ränder oder eine minimale Gewichtung erreicht werden.
Gewöhnung an torische Kontaktlinsen: Geduld zahlt sich aus
Wenn ihr zum ersten Mal torische Linsen tragt, kann es sein, dass ihr ein paar Tage braucht, um euch an die speziellen Sehhelfer zu gewöhnen. Denn diese wiederum müssen sich mit euren Augenbewegungen erst ein wenig “eingrooven”. Kleiner Tipp an dieser Stelle: Tragt die Linsen anfangs nicht direkt den ganzen Tag, sondern steigert die Tragedauer schrittweise.
Torisch = teuer?
Torische Linsen sind aufgrund ihrer speziellen Herstellung meist etwas teurer als herkömmliche Kontaktlinsen. Die genauen Kosten hängen von Faktoren wie dem Material (z. B. Tages- oder Monatslinsen) und der Marke ab. Oft bieten Optiker:innen jedoch Abonnements oder Kombi-Pakete an, die euch helfen können, die Kosten besser zu planen.
Torische Linsen in jedem Alter?
Auch Kinder mit Astigmatismus können von torischen Linsen profitieren, besonders wenn eine Brille beim Sport oder in der Schule stört. Moderne Linsen sind so bequem und leicht zu handhaben, dass auch jüngere Träger damit gut klarkommen. Ist ein Kind in der Lage, die Linsen eigenständig auf- und abzusetzen und zu reinigen, kann es nach einer vorausgegangenen augenärztlichen Untersuchung und einer fachgerechten Anpassung auch torische Kontaktlinsen problemlos tragen.
Und wie ist es bei der älteren Generation? – Manche von euch haben vielleicht schon die Erfahrung gemacht, dass das Sehen in der Nähe ab dem 40. Lebensjahr schwieriger wird. Willkommen im illustren Kreis der Alterssichtigen. Was sich wie ein ziemlich grosser Verlust an Lebensqualität anfühlt, lässt sich mit Kontaktlinsen meist wunderbar korrigieren. Auch torische Linsen gibt es als Multifokallinsen, die sowohl den Astigmatismus als auch die Alterssichtigkeit korrigieren. Damit könnt ihr in der Ferne scharf sehen und gleichzeitig ein Buch oder auf dem Handy ohne Brille auf der Nasenspitze lesen.
So schützt ihr eure Hornhaut
Wie eingangs kurz erwähnt, ist eure Hornhaut zwar robust, aber eben auch empfindlich. Wenn ihr Kontaktlinsen tragt, könnt ihr einiges tun, um die Cornea gesund zu halten:
- Regelmässige Augenchecks: Lasst eure Augen mindestens einmal im Jahr überprüfen. So stellt ihr sicher, dass eure Linsen optimal passen und eure Hornhaut ausreichend mit Sauerstoff versorgt ist.
- Pflege der Linsen: Nutzt ein auf die Linsen und eure Augen abgestimmtes Reinigungsmittel und haltet euch an die empfohlenen Tragezeiten. Auch das beste Material nützt nichts, wenn die Hygiene vernachlässigt wird oder die Linsen zu lange am Stück auf der Hornhaut sitzen.
- Keine Angst vor Hartlinsen: Was die Langzeitverträglichkeit von Kontaktlinsen angeht, sind Hartlinsen immer noch die beste Wahl, gerade bei empfindlichen Augen. Auch wenn die Eingewöhnungszeit mitunter “hart” ist, lohnt sich ein Versuch. Wendet euch am besten an Optiker:innen, die auf Kontaktlinsen spezialisiert sind und die ganze Bandbreite an Linsen anpassen.
Warnsignale der Hornhaut ernst nehmen
Achtet beim Tragen von Kontaktlinsen immer darauf, wie sich eure Augen anfühlen. Eure Hornhaut zeigt euch schnell, wenn etwas nicht stimmt. Typische Warnsignale sind:
- Rötungen oder ein unangenehmes Fremdkörpergefühl,
- Schmerzen oder Lichtempfindlichkeit,
- verschwommenes Sehen, das nicht verschwindet.
Wenn euch solche Symptome auffallen, setzt die Linsen ab und sucht – je nach Art und Intensität der Beschwerden – eine Augenärztin oder einen Optiker auf.
Fazit: Gutes Sehen mit Kontaktlinsen ist Hautsache
Eure Hornhaut ist massgeblich für euer Sehvermögen verantwortlich. Schenkt ihr daher die Aufmerksamkeit, die sie verdient. Sie ist auch der Schlüssel, um Kontaktlinsen über lange Zeit beschwerdefrei zu tragen. Wenn es der Hornhaut gut geht, ist ein wichtiges Kriterium erfüllt, um Kontaktlinsen ohne Bedenken zu nutzen, ob bei der Arbeit, beim Sport oder nur gelegentlich beim Ausgehen. Mit der richtigen Pflege, regelmässigen Kontrollen und, wenn erforderlich, torischen Kontaktlinsen sorgt ihr dafür, dass eure Augen – auch ohne dickes Fell – kerngesund bleiben.