Für viele Menschen läuten im März nicht nur die Oster-, sondern auch die Alarmglocken. Denn mit den ersten wärmenden Sonnenstrahlen beginnt die Pollensaison und damit für Allergiker:innen eine herausfordernde Zeit. Symptome wie juckende, tränende Augen und eine laufende Nase können für diejenigen, die Kontaktlinsen bevorzugen, eine besondere Belastungsprobe darstellen. Doch keine Sorge, mit den richtigen Tipps und Tricks lässt sich diese Zeit gut überstehen.
Die zwei Seiten der Kontaktlinse
Pollenallergie, auch bekannt als Heuschnupfen, wird durch die Reaktion des Immunsystems auf Pollen verursacht, die von Bäumen und Gräsern in der Luft verbreitet werden. Der feine Blütenstaub setzt sich nicht nur auf Kleidung und Körper fest, sondern auch auf Kontaktlinsen, die auf der Augenoberfläche sitzen. Das kann positive wie negative Effekte haben.
Eine frisch aufgesetzte Kontaktlinse kann zunächst wie ein Schutzschild gegen die Pollen wirken, indem sie verhindert, dass der Blütenstaub direkt auf die Augen gelangt.
Der “reizende” Effekt wird dadurch hinausgezögert. Aber: Je länger die Linse auf dem Auge sitzt, desto mehr Pollenstaub lagert sich auf ihr ab. Früher oder später geht die Schutzschild-Funktion verloren und die Augen können sich durch die Linse zusätzlich gereizt anfühlen. Augenreiben verstärkt oftmals nicht nur den Juckreiz, sondern kann dazu führen, dass die Kontaktlinse vom Auge rutscht.
5-Punkte-Plan für die Pollenzeit
Damit ihr die positiven Effekte eurer Linse möglichst lange für euch nutzen könnt, solltet ihr folgende Punkte beachten:
- Tragt nur eine gut angepasste Linse. Denn nur eine Kontaktlinse, die optimal auf euren Tränenfilm und eure Augenoberfläche abgestimmt ist, sorgt für eine ausreichende Nachbenetzung der Linsen- und Augenoberfläche mit Tränenflüssigkeit und damit den Abtransport von Ablagerungen.
- In der Hochphase der Allergie kann es sinnvoll sein, von Monats- oder Jahreslinsen auf Tageslinsen umzusteigen. Diese wechselt ihr täglich, habt also jeden Morgen einen frischen Schutzschild. Heisst: eine Linse, die keine Abnutzungserscheinungen von den Vortagen hat und eure Augen daher länger schont. Auch Tageslinsen solltet ihr fachgerecht beim Optiker oder bei der Optikerin anpassen lassen.
- Wenn ihr bei Monats- oder Jahreslinsen bleibt oder formstabile Kontaktlinsen tragt, reinigt eure Linsen täglich mehrmals manuell. Dafür reibt ihr die Linsen in der Handfläche mit etwas Pflegelösung und spült sie anschliessend mit der gleichen Lösung oder Kochsalzlösung ab.
- Nutzt gelegentlich «Tiefenreiniger», um eure Linsen von hartnäckigen Ablagerungen zu befreien. Welche es gibt und welche für eure Kontaktlinsen geeignet sind, kann euch euer Anpasser oder eure Anpasserin sagen.
- Tragt zusätzlich zu euren Kontaktlinsen eine Sonnenbrille. Diese schützt eure sensiblen Augen nicht nur vor dem gleissenden Licht der Sonne, sondern dient als Extra-Schutzschild gegen Pollen. Gerade an windigen Tagen kann eine grosse Brille eine spürbare Erleichterung für die Augen sein.
Plan A(ugentropfen)
Für Kontaktlinsenträger:innen mit Pollenallergie können Augentropfen eine Erleichterung bringen. Doch nicht alle Augentropfen sind gleich. Die Auswahl des richtigen Produkts ist entscheidend, um die allergischen Symptome effektiv zu bekämpfen, ohne den Tragekomfort der Linsen zu beeinträchtigen.
Wenn sich eure Augen während des Tages trocken anfühlen und ihr Augentropfen zur Nachbenetzung nutzen wollt, dann nehmt nur solche, die explizit für die Verwendung mit Kontaktlinsen geeignet sind. Viele Produkte enthalten Konservierungsmittel, die das Auge zusätzlich reizen können. Haltet nach speziellen, konservierungsmittelfreien Tropfen Ausschau oder nutzt die, die ausdrücklich für die Anwendung bei getragenen Linsen empfohlen werden. Im Zweifel fragt euren Optiker oder eure Optikerin nach Empfehlungen.
Wollt oder müsst ihr medizinisch wirksame Tropfen nehmen, also solche, die die Symptome der Allergie durch spezielle Wirkstoffe abmildern, dann verwendet diese, bevor ihr eure Kontaktlinsen aufsetzt. Wartet nach der Anwendung einige Minuten, um sicherzustellen, dass das Auge die Tropfen vollständig aufgenommen hat, sodass keine Rückstände auf den Linsen bleiben. Dies würde die Wirkung der Tropfen einschränken und euch nur wenig Linderung verschaffen.
Antihistaminika-haltige Augentropfen solltet ihr nicht unmittelbar vor dem Schlafengehen anwenden, da diese die Augen über Nacht austrocknen können. Fragt im Zweifel euren Augenarzt oder eure Augenärztin, um eine individuelle Empfehlung zu erhalten. Das gilt besonders dann, wenn ihr neben der Pollenallergie weitere Augenprobleme habt.
Raus aus der frischen Luft
Wie gut ihr Kontaktlinsen in der Pollenzeit vertragt, könnt ihr ein wenig selbst beeinflussen. Etwa, indem ihr eure Gewohnheiten etwas anpasst. Auch wenn es schwerfällt, die Nase nicht in die Frühlingssonne zu halten, solltet ihr zu den Pollenflugzeiten Aktivitäten im Freien vermeiden oder zumindest reduzieren. Welche Pollen zu welcher Zeit besonders verbreitet sind, könnt ihr in entsprechenden Kalendern für Allergiker:innen ablesen, die ihr zum Beispiel online findet. Achtet zudem darauf, eure Wohnräume nur zu pollenarmen Zeiten zu lüften. Wenn nötig, könnt ihr auch Luftreiniger verwenden, die Allergene aus der Luft herausfiltern.
Und schliesslich: Plan B(rille)
Auch wenn ihr Plan B vielleicht ungern hört: In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, während der Hochphase der Pollensaison auf die Brille umzusteigen.
Sie wirkt nicht nur als zusätzliche Barriere gegen Allergene. Bei besonders empfindlichen oder stark belasteten Augen solltet ihr es möglichst vermeiden, die empfindlichen Sehorgane mit weiteren “Fremdkörpern” wie Kontaktlinsen zu belasten.
Nicht nur für Allergiker:innen gehören Kontaktlinsen und eine Ersatzbrille untrennbar zusammen. So könnt ihr in jeder Lebenssituation stets das Beste aus beiden Welten für euch nutzen – und euch trotz laufender Nase vielleicht auch ein wenig an den Osterglocken erfreuen.
Titelfoto: Lauren Richmond auf Unsplash