Endlich Frühling!, freuen sich die einen. Oh nein, es geht wieder los, graut es die anderen. Denn mit den warmen Temperaturen beginnt die Pollensaison und damit eine beschwerliche Zeit für Allergiegeplagte. In diesem Jahr fliegen die Pollen aufgrund der warmen zweiten Februarhälfte sogar noch früher als in den Jahren zuvor. Und die Zahl der Allergiker*innen nimmt zu. Wer erstmals unter Symptomen leidet, tut gut daran, möglichst schnell eine Behandlungsstrategie zu entwickeln, um die Allergie nicht zu verschlimmern. Dabei sollte auch der Umgang mit Brille und Kontaktlinsen einbezogen werden. Ich beschäftige mich heute mit den häufigsten Fragen rund um Pollen und Kontaktlinsen und zeige euch, wie ihr mit euren Linsen gut durch die Heuschnupfenzeit kommt.
Ich habe zum ersten Mal Heuschnupfen-Symptome – Was muss ich tun?
Eine Pollenallergie sollte so früh wie möglich behandelt werden, damit sie sich nicht zu einem allergischen Asthma entwickeln kann. Ob und welche Allergie vorliegt, kann ein Arzt oder eine Ärztin mit entsprechenden Tests feststellen. Auch der Pollenflugkalender kann hilfreich sein. Mit der Zeit wissen Allergiker*innen dann ganz genau, wann es wieder losgeht. Die häufigsten Symptome bei Heuschnupfen sind Niesen, verstopfte Nase und juckende Augen. Das heisst nicht, dass ihr eure Kontaktlinsen sofort absetzen und verstauen müsst, bis die Pollenzeit vorbei ist. Mitunter lindern Kontaktlinsen sogar die Symptome, da sie wie ein Schutzschild auf der Augenoberfläche sitzen.
Augen reiben – Können Kontaktlinsen hinter das Auge rutschen?
Kaum eine Frage wird so oft gestellt (und so oft falsch beantwortet) wie die nach der Kontaktlinse, die durch Augenreiben hinter dem Auge verschwindet. Zugegeben, keine schöne Vorstellung. Doch ihr braucht euch keine Sorgen machen: eine Kontaktlinse kann weder hinter das Auge rutschen, noch spurlos im Auge verschwinden. Kontaktlinsen sind aus weichem oder festem Kunststoff und lassen sich immer im Auge aufspüren – wenn nicht von ihren Träger*innen selbst, dann auf jeden Fall durch einen Optiker oder eine Optikerin oder mit ärztlicher Hilfe.
Viel wahrscheinlicher ist es, dass die Linsen beim Augen reiben vom Auge fallen. Gerade bei trockenen Augen, etwa in Folge einer Pollenallergie, können sich die Linsen leichter als sonst von der Augenoberfläche lösen. Wenn ihr bemerkt, dass die Linse nicht mehr auf dem Auge sitzt, haltet euch an folgende Tipps:
- Ruhig bleiben: Fangt bitte nicht an, panisch mit den Fingern am und im Auge zu hantieren. Schaut zunächst auf dem Boden um euch herum, ob die Kontaktlinse eventuell heruntergefallen ist.
- Linse überprüfen: Je nachdem, wo die Linse gelandet ist, solltet ihr sie gegebenenfalls entsorgen. Eine offensichtlich beschädigte Kontaktlinse muss sofort in den Müll. Aber auch Kontaktlinsen, die längere Zeit am Boden lagen oder ausgetrocknet sind, solltet ihr nicht mehr tragen. Das gilt vor allem für Weichlinsen, denn diese können unter Trockenheit brüchig werden und kleinste Risse bekommen. Lag die Linse nur kurz auf dem Boden und ist unversehrt, könnt ihr sie in eure Reinigungslösung legen. Dort sollte sie entsprechend der Anweisungen auf der Packung ausreichend lange desinfiziert werden, bevor ihr sie wieder aufsetzt.
- Setzt eine heruntergefallene Linse keinesfalls wieder direkt aufs Auge und hantiert nicht unnötig lange mit ungewaschenen Händen an Linse und Auge.
- Wenn ihr unterwegs seid, habt immer ein kleines Reiseset mit Kontaktlinsenbehälter und Aufbewahrungsflüssigkeit dabei, sodass ihr eure Linsen auch unterwegs absetzen oder eine herausgefallene Linse aufbewahren könnt, bis ihr zu Hause seid. Ersatzbrille nicht vergessen!
- Könnt ihr die Kontaktlinse nicht finden, braucht ihr ein Waschbecken und einen Spiegel. Nachdem ihr die Hände gründlich gewaschen habt, schaut behutsam nach, ob sich die Linse auf dem Auge verschoben hat und zum Beispiel unter dem Augenlid sitzt. Meist macht sich eine falsch sitzende Linse recht schnell bemerkbar.
- Lässt sich die Linse partout nicht finden, ist sie mit grosser Wahrscheinlichkeit durch das Reiben aus dem Auge gefallen und ihr habt sie einfach nicht gesehen (ist ja auch schwierig bei der Grösse und der Durchsichtigkeit ;)). Habt ihr jedoch Beschwerden am Auge und das Gefühl, die Kontaktlinse oder Teile von ihr könnten sich noch im Auge befinden, geht auf kürzestem Wege zum Optiker oder zur Augenärztin.
Um euch unnötigen Stress zu ersparen, vermeidet es, die Augen zu reiben, auch wenn es schwerfällt. Grundsätzlich solltet ihr nicht mit ungewaschenen Händen an das Auge oder auf die Linse fassen. Denn an den Händen haften Bakterien, die sich auf den Linsen weiter verbreiten und eure Bindehaut zusätzlich reizen können. Leidet ihr bereits unter einer allergiebedingten Bindehautentzündung, solltet ihr eine Linsenpause einlegen, bis die Entzündung vollständig abgeklungen ist.
Welche Kontaktlinsen bei Heuschnupfen?
Apropo reizen: Während der Pollenzeit sind die Augen noch empfindlicher als sonst. Mit den richtigen Kontaktlinsen könnt ihr sie entlasten. Tageslinsen sind besonders geeignet, da sie täglich gewechselt werden und damit garantiert porentief rein sind. Die abendliche Reinigung entfällt, sodass sich auch keine Rückstände des Pflegemittels auf ihnen bilden können, die die Augen mitunter zusätzlich belasten.
Möchtet ihr trotzdem weiter eure Monats- oder Jahreslinsen tragen, solltet ihr diese besonders gründlich reinigen. Pollen enthalten Eiweisse, die sich auf der Linsenoberfläche ablagern. Während der Allergiezeit lohnt es sich daher, die Linsen gelegentlich mit einem Proteinreiniger tiefenzureinigen. Bei der täglichen Pflege sind Peroxidsysteme meist besser geeignet als All-in-One-Lösungen, da sie keine Konservierungsstoffe enthalten.
Formstabile («harte») Kontaktlinsen haben für Allergiker*innen übrigens gleich zwei Vorteile: Zum einen sind ihre Poren kleiner, sodass Pollen sich nicht so stark an ihnen festsetzen können. Zum anderen vertragen sie auch eine kräftige manuelle «Abreibung». Ablagerungen lassen sich so gründlich entfernen.
Kontaktlinsen und Augentropfen bei Allergien?
Bei trockenen und juckenden Augen sorgen Nachbenetzungstropfen für schnelle Linderung. Diese sind mit Kontaktlinsen gut verträglich und spülen die Pollen von den Augen, sodass sie sich nicht auf den Linsen festsetzen können.
Anders ist es bei medizinisch wirksamen Augentropfen: Diese vertragen sich nicht mit weichen Kontaktlinsen. Die Wirkstoffe können sich in den Poren der Linsen anreichern, das Material beschädigen und so für zusätzliche Reizungen der Horn- und Bindehaut sorgen. Saugt die Linse die Tropfen auf, kann es zudem passieren, dass nicht genug Wirkstoff am Auge ankommt. Dieses Problem könnt ihr umgehen, indem ihr nach dem Tropfen etwa 20-30 Minuten wartet und erst dann eure Weichlinsen aufsetzt. Tragt in dieser Zeit am besten eure Ersatzbrille.
Brille und Kontaktlinsen in der Heuschnupfenzeit?
Die Brille ist in der Pollensaison ohnehin einmal mehr gefragt, ob in Kombination mit Kontaktlinsen oder nicht. Eine Sonnenbrille schützt die ohnehin schon empfindlichen Augen vor dem gleissenden Licht der Sonne. Gleichzeitig wirkt auch sie als zusätzlicher Schutzschild gegen die herumfliegenden Pollen. Genau wie eure Kontaktlinsen solltet ihr auch die Brille jeden Abend gründlich reinigen, um allergieauslösende Stoffe von Gläsern und Fassung zu entfernen.
Damit ihr gut durch die Pollenzeit kommt, gibt es hier noch einmal die wichtigsten Tipps für Kontaktlinsenträger*innen mit Heuschnupfen im Überblick:
- Lasst Allergien frühzeitig abklären und behandeln.
- Reibt nicht in den Augen!
- Ausgetrocknete Weichlinsen dürft ihr nicht mehr verwenden.
- Nutzt Tageslinsen.
- Reinigt Monats- und Jahreslinsen besonders gründlich (Enzymtabletten und Peroxidsysteme)
- Verwendet Nachbenetzungstropfen.
- Nutzt antiallergische Tropfen nicht in Kombination mit Weichlinsen. Wartet 20-30 Minuten, bevor ihr die Linsen aufsetzt.
- Kuriert Entzündungen am Auge aus, bevor ihr wieder Linsen aufsetzt.
- Tragt eine Sonnenbrille.
- Reinigt auch die Brille jeden Abend gründlich.
Mit diesen Tipps heisst es auch für Allergiegeplagte: Endlich Frühling!