Habt ihr jemals darüber nachgedacht, eure Kontaktlinsen dauerhaft zu wechseln? Vielleicht tragt ihr seit Jahren formstabile (“harte”) Linsen und fragt euch, ob weiche nicht doch komfortabler wären. Oder andersherum: Ihr tragt Linsen so gern und ausgiebig und spielt mit dem Gedanken, von Weichlinsen zu den langfristig oft besser verträglichen Hartlinsen zu wechseln. Oder ihr überlegt, von Einstärkenlinsen auf die «Gleitsichtvariante» umzusteigen, um nicht plötzlich wieder zum Brillenträger zu werden. – Wechselszenarien gibt es viele. Und bei allen lohnt es sich, genauer hinzusehen und die Vor- und Nachteile eines Linsenwechsels abzuwägen. Wir helfen euch dabei.
Von harten zu weichen Linsen wechseln
Der Wechsel von harten zu weichen Kontaktlinsen ist ein grosser Schritt, zumal, wenn ihr die Eingewöhnung schon geschafft habt, die mitunter mehrere Wochen dauert. Trotzdem kann es berechtigte Gründe dafür geben, etwa, wenn ihr doch nicht täglich Kontaktlinsen tragen wollt oder sie für eure Ansprüche zu locker auf den Augen sitzen, sodass ihr permanent fürchten müsst, sie zu verlieren. Bevor ihr vorschnell wechselt, macht euch die Vor- und Nachteile weicher Linsen bewusst.
Vorteile weicher Kontaktlinsen:
- Komfort: Weiche Linsen bestehen aus einem flexiblen Material, das sich besser an die Form eures Auges anpasst. Dadurch sind sie oft bequemer zu tragen.
- Anpassungszeit: Die Eingewöhnungszeit bei weichen Linsen tendiert gegen Null, da sie eine hohe Spontanverträglichkeit haben.
- Nutzung: Bei Weichlinsen ist es kein Problem, sie auch mal längere Zeit nicht zu tragen. Die Augen gewöhnen sich sofort wieder an sie.
Nachteile weicher Kontaktlinsen:
- Verträglichkeit: Weichlinsen können Augen, die zu Trockenheit neigen, zusätzlich Flüssigkeit entziehen. Das kann den Tragekomfort und die Tragedauer reduzieren.
- Lebensdauer: Weiche Linsen müssen häufiger ausgetauscht werden, was langfristig teurer sein kann.
- Empfindlichkeit: Sie sind anfälliger für Proteinablagerungen und Risse.
Wenn ihr von harten zu weichen Linsen wechseln wollt, besprecht das vorher ausgiebig mit eurem Optiker oder eurer Optikerin. Auch wenn Weichlinsen frei verkäuflich sind, sollten sie genauso fachgerecht an die Augen angepasst werden wie formstabile Linsen.
Von weichen zu harten Linsen wechseln
Vielleicht tragt ihr aber auch derzeit weiche Linsen und seid neugierig auf die Vorteile formstabiler Linsen. Gerade unter den Langzeitträger:innen, also Menschen, die schon seit vielen Jahren täglich Kontaktlinsen tragen, haben sie viele Fans. Aus guten Gründen:
Vorteile harter Kontaktlinsen:
- Sehqualität: Harte Linsen können problemlos auch komplexe Sehschwächen korrigieren.
- Pflege: Sie sind widerstandsfähiger gegenüber Ablagerungen und einfacher zu reinigen.
- Gesundheit: Allein aufgrund ihrer geringen Grösse schränken sie die Sauerstoffversorgung des Auges nicht ein.
Nachteile harter Kontaktlinsen:
- Komfort: Der Tragekomfort ist anfangs geringer und die Eingewöhnungszeit länger.
- Kosten: Sie können teurer in der Anschaffung sein, halten dafür aber auch länger.
Auch bei formstabilen Linsen gilt: Eine professionelle Anpassung ist unerlässlich. Lasst euch zudem Zeit, um euch an die neuen Linsen zu gewöhnen. Auch wenn es in den ersten Tagen und Wochen etwas unangenehm sein kann, ihr die Linsen mehr spürt und sie noch nicht den ganzen Tag tragen könnt, lohnt es sich, durchzuhalten. Denn am Ende werdet ihr mit sehr zuverlässigen und gut verträglichen Sehhelfern belohnt.
Von monofokalen zu multifokalen Linsen wechseln
Habt ihr keine Lust, mit 40 plötzlich zum Lesebrillenträger zu werden, könnten multifokale Kontaktlinsen eine gute Lösung für euch sein. Diese Linsen bieten mehrere Korrekturstärken in einer Linse, sodass ihr sowohl in der Nähe als auch in der Ferne klar sehen könnt. Gerade für frisch gebackene Alterssichtige, die sich optisch etwas verjüngen wollen, sind diese Linsen reizvoll.
Vorteile multifokaler Kontaktlinsen:
- Vielseitigkeit: Ihr könnt mit nur einem Linsenpaar sowohl lesen als auch in die Ferne schauen.
- Bequemlichkeit: Ihr benötigt im Alltag keine Brillen. Lediglich die Ersatzbrillen für linsenfreie Zeiten.
Nachteile multifokaler Kontaktlinsen:
- Eingewöhnung: Es kann einige Zeit dauern, bis ihr euch an die verschiedenen Sichtzonen gewöhnt habt. Meist geht das scharfe Sehen in eine bestimmte Entfernung etwas zu Lasten der Sehqualität in eine andere Entfernung. Das Ziel: der beste Kompromiss.
- Kosten: Multifokale Linsen sind meist teurer als monofokale.
Auch bei diesen Linsen gilt: Seid geduldig mit euch und euren Linsen. Die Anpassung von Mehrstärkenlinsen ist oft ein Herantasten und nicht an einem Tag getan. Euer Optiker oder eure Optikerin begleitet euch kompetent durch diesen Prozess. Am besten sucht ihr euch einen Betrieb, der Erfahrung in der Anpassung von Multifokallinsen hat.
Monatslinsen rechtzeitig wechseln
Wenn wir über das Wechseln im Zusammenhang mit Kontaktlinsen sprechen, müssen wir natürlich auch über weiche Monatslinsen reden. Diese bieten eine gute Balance zwischen Komfort und Kosten. Es ist jedoch entscheidend, sie nach dem vorgeschriebenen Zeitraum zu wechseln: Heisst: 30 Tage nachdem ihr sie aus der sterilen Packung entnommen habt. Denn auf Linsen, die zu lange im Einsatz sind, sammeln sich Ablagerungen und Bakterien an, die zu Augeninfektionen führen können.
Tipps zum Wechseln von Monatslinsen:
- Kalender: Markiert euch das Wechseldatum im Kalender oder nutzt eine Erinnerungs-App.
- Pflege: Reinigt und desinfiziert eure Linsen täglich gründlich, damit ihr sie problemlos 30 Tage tragen könnt.
- Reservelinsen: Habt immer ein Paar Ersatzlinsen parat, wenn ihr längere Zeit unterwegs seid.
Den Linsenbehälter regelmässig wechseln
Der Linsenbehälter ist oft eine unterschätzte Quelle von Verunreinigungen. Wenn ihr ihn mindestens alle drei Monate wechselt, könnt ihr verhindern, dass sich Bakterien in ihm ausbreiten. Eine gute Pflege des Behälters verlängert zudem seine Lebensdauer.
Pflege des Behälters:
- Reinigung: Spült den Behälter nach der Linsenreinigung mit frischer Kontaktlinsenlösung (kein Leitungswasser!) aus.
- Trocknen: Lasst den Behälter nach jedem Einsatz an der Luft trocknen.
Ortho-K-Linsen: Wechsel gut planen
Orthokeratologische Kontaktlinsen, oder “Ortho-K-Linsen”, sind spezielle Linsen, die über Nacht getragen werden, um die Form der Hornhaut vorübergehend zu verändern, sodass ihr tagsüber ohne Sehhilfe klare Sicht habt. Wenn ihr euch irgendwann entscheidet, wieder mit Ortho-K-Linsen aufzuhören, kehrt die Hornhaut in ihre ursprüngliche Form zurück.
Ortho-K Linsen «mal ausprobieren», wie zum Beispiel weiche Tages- oder Monatslinsen, funktioniert allerdings nicht ohne Weiteres. Denn bis die Hornhaut ummodelliert ist, dauert es einige Tage bis Wochen. Und auch beim Abbruch der Anpassung dauert es einige Tage, bis die Hornhaut wieder ihre Ursprungsform hat. Das bedeutet auch, dass ihr mit der gewohnten Brille oder den bisherigen Austauschlinsen wenig seht und ihr beispielsweise auf Tageslinsen angewiesen seid, bis die Hornhaut wieder rückgeformt ist. Das solltet ihr vorher wissen.
Wenn ihr einen Wechsel zu Ortho-K-Linsen angehen möchtet, beginnt die Anpassung am besten im Urlaub oder zu einer Zeit, in der ihr im Beruf nicht so stark gefordert seid. Auch lange Wochenenden bieten sich an. Gerade in den ersten Tagen, wenn die Hornhaut anfängt sich umzuformen, ist das Sehen meist nicht berauschend.
Worauf ihr ausserdem achten solltet:
- Ersatzbrille und -linsen: Auch beim Tragen von Ortho-K-Linsen braucht ihr eine Brille oder Tageslinsen als Ersatz, sollte der Effekt des nächtlichen Linsentragens vorzeitig nachlassen.
- Regelmässige Kontrolle: Euer Optiker oder eure Optikerin sollte den Prozess überwachen, um sicherzustellen, dass keine Komplikationen auftreten. Das gilt sowohl für den Wechsel hin zu Ortho-K-Linsen, als auch für den Wechsel zurück von Nachtlinsen zu Austauschlinsen für den Tag.
Fazit
Der Wechsel von einer Kontaktlinsenart zu einer anderen kann eure Lebensqualität erheblich verbessern, erfordert aber eine sorgfältige Planung und Beratung. Egal ob ihr von harten zu weichen Linsen, von monofokalen zu multifokalen oder von Austausch- zu Nachtlinsen wechseln möchtet, es ist wichtig, sich gut zu informieren und die mitunter unterschiedlichen
Pflegehinweise und Tragezeiten genau zu beachten. So könnt ihr sicherstellen, dass eure Augen gesund bleiben und ihr am Ende nicht noch – oh Graus! – gänzlich zur Brille wechseln müsst. 😉
Titelbild: Daniel Álvasd auf Unsplash