Ihr tragt eure Kontaktlinsen und schon nach kurzer Zeit legt sich ein Schleier auf eure Augen. Oder ihr merkt, dass mit jeder Stunde die Sicht verschwimmt. Am Anfang schiebt ihr es vielleicht noch auf den Herbstnebel oder einen “müden Tag”, aber beim dritten Mal dämmert euch, dass das nicht der Normalzustand sein sollte. Zu keiner Jahreszeit. Und damit liegt ihr goldrichtig.
Ein Schleier auf euren Kontaktlinsen ist nicht nur störend, sondern kann auch die Sicht stark beeinträchtigen. Das Sehen fühlt sich verschwommen an, tatsächlich als ob man durch Nebel schauen würde. Dieser Effekt kann den Alltag erschweren und das Tragen der Linsen unangenehm machen. Doch keine Sorge, es gibt Mittel und Wege, wie ihr das vermeiden bzw. beheben könnt.
Die häufigsten Ursachen für Schleier auf Kontaktlinsen
1. Ablagerungen auf der Linse
Mit der Zeit lagern sich auf euren Kontaktlinsen verschiedene Stoffe ab, die einen Schleier verursachen können. Dazu zählen Eiweisse und Lipide, die sich in eurer Tränenflüssigkeit befinden. Auch Kosmetika, wie Mascara oder Lidschatten, sowie äussere Umwelteinflüsse, wie Staub oder Rauch, können sich auf der Kontaktlinse festsetzen. Diese Ablagerungen trüben die Linse und beeinträchtigen eure Sicht.
2. Falsche Reinigung und Pflege der Kontaktlinsen
Kontaktlinsen müssen täglich nach dem Absetzen von Ablagerungen befreit werden. Wichtig ist, dass ihr eine Pflegelösung nutzt, die zu euren Linsen und zu euren Augen passt. Eine falsche Lösung kann zu Unverträglichkeiten und damit verschleierter Sicht führen. Auch den Kontaktlinsenbehälter solltet ihr regelmässig reinigen und austauschen.
3. Trockene Augen reizen Linsen
Trockene Augen und ein ungleichmässiger Tränenfilm können ebenfalls zu Schleierbildung führen. Besonders durch langes Arbeiten am Bildschirm, Heizungsluft oder Klimaanlagen können eure Augen schnell austrocknen. Fehlt die nötige Feuchtigkeit, wird die Kontaktlinse nicht ausreichend benetzt und der störende Schleier lässt meist nicht lange auf sich warten.
4. Falsches Kontaktlinsenmaterial und zu lange Tragedauer
Nicht alle Kontaktlinsenmaterialien sind gleich. Manche sind anfälliger für Ablagerungen als andere. Das Zusammenspiel zwischen Linse und Auge ist bei der Auswahl entscheidend. Nicht umsonst beinhaltet eine fachgerechte Kontaktlinsenanpassung eine Untersuchung des Tränenfilms. Die Zusammensetzung eurer Tränenflüssigkeit ist ein wichtiger Faktor bei der Bestimmung der passenden Linsen.
Nutzt ihr eure Kontaktlinsen über die empfohlene Tragezeit hinaus, erhöht ihr damit ebenfalls das Risiko für Schleierbildung, da sich mit der Zeit immer mehr Schmutzpartikel ansammeln können. Monatslinsen, die ihr länger als 30 Tage nutzt, werden zudem mit der Zeit porös und damit anfälliger für Ablagerungen.
5. Gesundheitliche Faktoren beeinträchtigen Kontaktlinsenverträglichkeit
Auch gesundheitliche Faktoren, wie hormonelle Veränderungen, Krankheiten und die Einnahme von Arzneimitteln, die den Tränenfilm beeinflussen, können Schleier verursachen. Wenn ihr regelmässig Medikamente nehmt, lohnt sich ein Gespräch mit eurem Arzt oder eurer Ärztin, um zu klären, ob die Mittel sich auf eure Augen auswirken.
Sofortmassnahmen gegen Schleier auf Kontaktlinsen
1. Einmal mehr reinigen
Sobald ihr bemerkt, dass sich ein Schleier auf euren Linsen bildet, solltet ihr sie absetzen und reinigen. Es kann nie schaden, eine kleine Flasche Reinigungslösung oder zumindest Kochsalzlösung dabei zu haben. Achtet auch bei der Zwischenreinigung auf penible Hygiene, wascht eure Hände gründlich und entfernt anschliessend mögliche Ablagerungen von der Linse. Das macht ihr, indem ihr sie mit eurer Reinigungslösung benetzt und einige Male von jeder Seite sanft in eurer Handfläche reibt. Anschliessend spült ihr sie mit Pflegelösung ab.
2. Künstliche Tränen lichten den Schleier
Falls trockene Augen der Grund für den Schleier sind, kann ein Tränenersatzmittel helfen. Die Tropfen sorgen dafür, dass die Augenoberfläche wieder ausreichend befeuchtet wird. Achtet darauf, ein Produkt zu wählen, das für Kontaktlinsenträger:innen geeignet ist, um Irritationen zu vermeiden.
3. Sorgt für Entspannung
Nicht immer liegt die Ursache für verschwommenes Sehen in euren Linsen. Manchmal brauchen eure Augen einfach eine Pause, besonders, wenn Ihr viel Zeit vor dem Bildschirm verbringt (und wer tut das nicht?). Setzt, wenn möglich, die Kontaktlinsen ab, legt sie in euren Behälter mit Reinigungs- oder Kochsalzlösung und schliesst die Augen für einige Minuten, um sie zu entlasten. Auch frische Luft und kleine Entspannungsübungen für die Augen können helfen, den Feuchtigkeitshaushalt zu stabilisieren und Schleierbildung zu vermeiden.
Langfristige Lösungen für schleierfreies Sehen
1. Kontaktlinsen anpassen lassen
Nicht jede Kontaktlinse eignet sich für jede:n. Manche Materialien ziehen Ablagerungen stärker an. Manche Augen produzieren verstärkt Ablagerungen. Wo beides zusammenkommt, wird es neblig auf den Augen. Lasst euch daher von eurem Optiker oder eurer Optiker:in beraten, um die optimalen Linsen für eure Augen und Lebensweise zu finden. Gerade neue Kontaktlinsenträger:innen greifen mitunter zu schnell zu Weichlinsen, weil es einfacher ist, sich an sie zu gewöhnen. Doch nicht immer ist das sinnvoll. Wer empfindliche Augen hat oder zu Ablagerungen neigt, ist mitunter mit formstabilen (“harten”) Kontaktlinsen auf Dauer besser beraten. Auch, weil diese robuster sind und sich gründlicher reinigen lassen als Weichlinsen. Bleibt also offen für das ganze Repertoire an Linsen.
2. Keine halben Sachen bei Reinigung und Pflege
Die richtige Pflege eurer Kontaktlinsen ist das A und O, um Schleierbildung langfristig vorzubeugen. Entwickelt eine tägliche Reinigungsroutine, die zu eurem Linsenmaterial passt, und verwendet stets die passenden Pflegeprodukte. Wollt ihr das Pflegemittel wechseln, achtet auf identische Inhaltsstoffe. Denkt auch daran, den Kontaktlinsenbehälter nach dem morgendlichen Aufsetzen der Linsen zu leeren, auszuspülen und an einem sauberen Ort an der Luft zu trocknen. Etwa alle zwei bis drei Monate solltet ihr den Behälter erneuern, um Bakterienansammlungen zu verhindern.
3. Keine Experimente bei der Tragedauer
Gerade Monatslinsen verleiten dazu, sie auch mal einen Tag oder eine Woche länger zu tragen. Bei guter Pflege kann das problemlos möglich sein. Aber: Den Zustand eurer Linsen könnt ihr mit blossem Auge nicht beurteilen. Daher ist es ratsam, die Linsen nach der angegebenen Zeit durch neue zu ersetzen. So geratet ihr gar nicht erst in den Kreislauf aus gereizten Augen, Augentropfen, verschleierten Linsen, noch stärker gereizten Augen usw. hinein.
4. Regelmässige Nachkontrollen bei Optiker und Augenärztin
So wie sich die Jahreszeiten verlässlich ändern, verändert sich auch euer Körper. Mitunter tatsächlich im Rhythmus der Sommer- und Winterzeit, mindestens aber mit den Lebensjahren. Damit können sich auch die Anforderungen an eure Kontaktlinsen verändern. Gerade hormonelle Schwankungen schlagen sich häufig in schlechterem Sehen oder trockenen Augen nieder. Ein jährlicher Besuch bei eurem Optiker sowie ein Gesundheits-Check alle zwei Jahre bei eurer Augenärztin ist empfehlenswert, auch wenn ihr keine Beschwerden habt.
5. Gesund leben – gut sehen
Eine gesunde Linse wohnt in einem gesunden …oder wie war das Sprichwort? – Egal. Eine gesunde Lebensweise wirkt sich in jedem Fall positiv auf die Verträglichkeit von Kontaktlinsen aus und senkt das Risiko für Schleiersehen und andere Probleme mit euren Linsen. Achtet darauf, ausreichend zu trinken (Wasser, kein Alkohol), um den Flüssigkeitshaushalt im Körper zu unterstützen, und sorgt für gute Luftfeuchtigkeit – besonders in Räumen mit Heizungsluft oder Klimaanlagen. Mit einer ausgewogenen Ernährung, genug Ruhe für Körper, Geist und Augen, weniger Bildschirmzeit und mehr frischer Luft schafft ihr beste Voraussetzungen, um gut sehen zu können.
Wenn ihr trotz dieser Massnahmen immer wieder mit Schleierbildung zu kämpfen habt oder zusätzlich Rötungen, Schmerzen oder Schwellungen auftreten, solltet ihr nicht lange mit Augentropfen und Entspannungsübungen experimentieren, sondern euch gleich ärztlichen Rat einholen. Denn diese Symptome können auf andere Augenprobleme, wie Infektionen oder chronische Augenerkrankungen, hindeuten. Habt für solche Fälle immer eine Ersatzbrille parat.
Fazit
Verschwommenes Sehen mit Kontaktlinsen sollte eine Ausnahme und nicht die Regel sein. Indem ihr eure Kontaktlinsen fachgerecht anpassen lasst, die Tragezeiten einhaltet und von Beginn an eine Pflegeroutine entwickelt, könnt ihr selbst dafür sorgen, dass das so bleibt. Mit schleierfreien Linsen bietet dann selbst der neblige Herbst beste Aussichten.