Beim Laufen fängt der Schweiss an zu tropfen, und schon schlittert die Brille auf der Nase. Ihr habt euch gerade mit letzter Kraft den Berg hochgekämpft und nun vernebeln euch die beschlagenen Gläser den verdienten Ausblick. Oder ihr fragt euch, wie ihr bei Einbruch der Dunkelheit sicher ans Ziel kommen sollt, wenn die Sonnenbrille zwar die richtige Stärke hat, aber viel zu dunkel ist. Kurz: Eine Brille kann euch beim Outdoor-Sport wertvolle Energie rauben. Mit Kontaktlinsen seid ihr flexibler und damit im wahrsten Sinne des Wortes unbeschwerter. Denn die kleinen Sehhelfer bieten beim Outdoor-Sport unschlagbare Vorteile:
- Uneingeschränktes Sichtfeld – ideal bei schnellen Bewegungen oder wechselnden Lichtverhältnissen,
- Kein Beschlagen bei Temperaturwechseln oder hoher Luftfeuchtigkeit,
- Mehr Sicherheit: kein Verletzungsrisiko durch zerbrechliche Brillengläser,
- Mehr Komfort unter dem Helm, mit Sonnenbrille oder Stirnband.
Welche Kontaktlinsen eignen sich für Sport im Freien?
Grundsätzlich gilt: Nicht jede Linse passt zu jedem Auge, und nicht jede Aktivität verlangt nach der gleichen Linsenart. Deshalb ist eine fachgerechte Anpassung durch euren Optiker oder eure Optikerin entscheidend. Im Outdoor-Bereich haben sich zwei Linsenarten für viele Sportler:innen bewährt: weiche Tageslinsen und weiche Monatslinsen.
Gerade bei Sportarten mit Schmutz, Staub oder Wasserkontakt (z. B. Klettern, Laufen oder Kayaking) sind Tageslinsen besonders praktisch. Nach dem Sport könnt ihr sie einfach entsorgen und braucht euch nicht um etwaige Keimansammlungen oder die Reinigung der Linsen sorgen.
Wenn ihr fast täglich draussen unterwegs seid, können wiederum gut angepasste Monatslinsen wirtschaftlicher sein. Aber Achtung: Die Pflege muss stimmen, besonders auf Touren, bei denen euch nicht immer fliessendes Wasser zur Verfügung steht. Dazu unten mehr.
Euer Optiker oder eure Optikerin hilft euch dabei, die richtigen Tages- oder Monatslinsen für eure Bedürfnisse zu finden – je nach Sportart, Tragezeit und dem, was euer Auge an Voraussetzungen mitbringt. So können zum Beispiel spezielle Linsen für trockene Augen oder mit UV-Filter sinnvoll sein.
Harte Kontaktlinsen beim Outdoor-Sport?
Wenn ihr formstabile – sogenannte “harte” – Kontaktlinsen tragt, fragt ihr euch vielleicht, ob sie auch beim Sport im Freien eine gute Wahl sind. Die Antwort ist: Jein. Formstabile Linsen haben grundsätzlich viele Vorteile: Sie sind besonders sauerstoffdurchlässig, langlebig und können bei bestimmten Sehfehlern (z. B. starker Hornhautverkrümmung oder Keratokonus) eine bessere Sehleistung gewährleisten als weiche Linsen. Für viele Alltagssituationen sind sie daher perfekt. Beim Outdoor-Sport können sie jedoch manchmal zur Herausforderung werden.
Hier ein paar Punkte, die ihr beachten solltet:
- Stabilität bei Bewegung: Harte Linsen sind kleiner als weiche und schwimmen lose auf dem Tränenfilm. Bei ruckartigen Sportarten wie Trailrunning, Beachvolleyball oder Klettern können sie sich leichter verschieben oder sogar herausfallen.
- Fremdkörpergefühl: Beim Wandern oder Radfahren kann Staub, Wind oder ein Insekt ins Auge gelangen. Mit formstabilen Linsen kann das schneller unangenehm werden als mit weichen. Gleichzeitig lassen sich Fremdkörper von Hartlinsen unkomplizierter entfernen, da sie robuster sind.
- Gewöhnung entscheidend: Wenn ihr bereits erfahrene Träger:innen seid und die Linsen gut angepasst wurden, könnt ihr euch entspannt in die Natur begeben. Wer neu mit formstabilen Linsen beginnt, sollte aber zunächst keine längeren oder riskanten Touren planen.
- Sportbrille als Backup: Einige hartlinsentragende Sportler:innen setzen bei Outdoor-Aktivitäten bewusst auf eine Kombination aus formstabilen Linsen und gut sitzender Sportbrille, um zusätzlichen Schutz vor Wind, Sonne oder Fremdkörpern zu haben.
Für bestimmte Sportarten kann es sinnvoll sein, auf weiche Tageslinsen umzusteigen, um Komfort und Sicherheit zu erhöhen. Lasst euch am besten persönlich beraten, ob eure Hartlinsen auch fürs Gelände taugen, oder ob eine flexible Lösung für sportliche Aktivitäten die bessere Wahl ist.
Gipfel stürmen mit Kontaktlinsen
Gerade in bergigen Regionen bedeutet Outdoor-Sport oft: unvorhersehbares Wetter. Wind, Regen, Kälte und manchmal sogar Schnee mitten im Mai. Wie reagieren Kontaktlinsen auf solche Bedingungen?
- Starker Wind kann die Augen austrocknen. Eine passende Linse mit befeuchtenden Eigenschaften hilft. Genauso wie speziell für Kontaktlinsen geeignete Nachbenetzungstropfen.
- Kälte dagegen macht ihnen nichts aus. Kontaktlinsen gefrieren nicht auf dem Auge. Aber bei kalter, trockener Luft kann der Tragekomfort leiden.
- Höhenluft in den Bergen enthält weniger Sauerstoff. Sprecht mit eurem Anpasser oder eurer Anpasserin, ob eine Linse mit besonders hoher Sauerstoffdurchlässigkeit für euch sinnvoll ist.
UV-Schutz nicht vergessen
In den Bergen und auf dem Wasser ist die UV-Belastung deutlich höher. Und eure Augen sind genauso empfindlich wie eure Haut. Einige Kontaktlinsen verfügen über einen integrierten UV-Schutz. Aber: Sie ersetzen keine Sonnenbrille. Kombiniert eure Linsen deshalb immer mit einer Sportsonnenbrille, die die Augen umschliesst und mit ihren abgedunkelten Gläsern auch vor Blendung schützt.
Kontaktlinsenhygiene unterwegs? – Das geht.
Kontaktlinsen sind zwar in vielen Punkten echte Selbstläufer. Bei der Pflege aber seid ihr gefragt. Gerade in freier Wildbahn solltet ihr vorausschauend planen.
- Hände waschen – auch im Wald: Nehmt Desinfektionstücher oder ein kleines Desinfektionsgel mit, falls ihr unterwegs mit den Linsen hantieren müsst.
- Aufbewahrung gut planen: Nehmt Ersatzlinsen und eine saubere Aufbewahrungsbox mit Lösung mit, falls doch mal eine Linse stört oder vom Auge fällt.
- Linsen nicht mit Speichel reinigen! – Klingt verrückt, kommt aber immer wieder vor. Leider riskiert ihr so ernsthafte Infektionen.
- Bei längeren Touren: Überlegt, ob Tageslinsen nicht die bessere Option sind, gerade wenn ihr mehrere Tage unterwegs seid.
Ein Gespräch mit eurem Optiker oder eurer Optikerin lohnt sich auch hier: Es gibt spezielle Reise- und Outdoor-Sets für Linsenträger:innen, die euch das Leben deutlich einfacher machen.
Wann ihr besser auf Kontaktlinsen verzichten solltet
So praktisch Linsen auch sind – sie sind nicht immer die beste Wahl im Freien. Wenn ihr zum Beispiel allergisch auf Pollen reagiert und gerade akuten Heuschnupfen habt, oder wenn zu viel Staub oder Sand in der Luft liegt, kann das Tragen unangenehm werden. In diesen Fällen macht sich eine Ersatzbrille bezahlt, die ihr immer in der Schublade haben solltet. Für sportliche Aktivitäten gibt es spezielle ergonomisch geformte Brillen mit bruchsicheren Gläsern.
Fazit
Kontaktlinsen und Outdoor-Sport sind eine hervorragende Kombination, wenn ihr ein paar Dinge beachtet. Die wichtigste Voraussetzung ist und bleibt eine professionelle Anpassung. Denn kein Auge ist wie das andere. So wie ihr nicht unvorbereitet auf einen 3000er Berg klettert, solltet ihr auch Kontaktlinsen nicht auf gut Glück kaufen. Euer Optiker oder eure Optikerin weiss, welche Linse zu euch, euren Augen und eurer Lieblingssportart passt. Mit der passenden Ausstattung und ein bisschen Vorbereitung steht eurem Outdoor-Abenteuer dann nichts im Weg. In diesem Sinne: Ab an die frische Luft!