Die ersten Flieger starten wieder in Richtung begehrter Sommerziele. Und mit ihnen einige Lieblings-Urlaubsaktivitäten, von denen sich viele in diesem Jahr gedanklich schon verabschiedet hatten: Schnorcheln und Tauchen zum Beispiel werden mit eigener Ausrüstung wieder möglich. Für Kontaktlinsenträger gehören ihre Linsen natürlich fest zur Ausstattung dazu. Es gibt zwar Leute, die behaupten, dass man unter Wasser aufgrund der veränderten Lichtbrechung automatisch besser sieht. Das stimmt aber so nicht ganz. Man nimmt die Dinge lediglich etwas vergrössert wahr. Sie erscheinen näher, werden aber nicht schärfer abgebildet. Wenn ihr also nicht gerade mit Haien taucht, sondern eher Klein-Nemo finden wollt, braucht ihr auf jeden Fall eure gewohnte Sehunterstützung.
Kontaktlinsen haben den Vorteil, dass sie unter jeder Art von Taucherbrille getragen werden können, vorausgesetzt, diese sitzt ausreichend fest und lässt kein Wasser durch. Das ist leichter gesagt, als getan. Denn wer schon das eine oder andere Mal unter Wasser unterwegs war, weiss, dass selbst eine gute Taucherbrille nicht immer zu 100 Prozent abdichtet bzw. beim Hantieren mit der Brille doch mal Flüssigkeit in den Innenraum gelangen kann. Das ist nicht weiter schlimm, wenn ihr wisst, wie ihr in dieser Situation einen kühlen Kopf und eine gute Sicht behaltet.
Weiche Kontaktlinsen: Nach dem Tauchgang ausziehen und eintauchen
Weichlinsen haben den grossen Vorteil, dass sie fest auf den Augen sitzen, und zwar auch dann, wenn sie in Kontakt mit Wasser kommen. Kurzfristig habt ihr also nichts zu befürchten, wenn Wasser in eure Taucherbrille eindringt und ihr sie während des Tauchens ausblasen müsst. Nach dem Tauchgang solltet ihr die Kontaktlinsen dann allerdings zeitnah absetzen. Denn Weichlinsen können bei Wasserkontakt aufquellen, ihre Form verändern und in der Folge nicht mehr richtig auf den Augen sitzen.
Hinzu kommt, dass sich im Wasser jede Menge Schmutzpartikel und Kleinstlebewesen (nicht die Klein-Nemos, noch viel viel kleiner) befinden, die sich leicht im Weichmaterial der Linsen anlagern können. Die Mischung aus veränderter Passform und erhöhter Verschmutzung steigert dann das Infektionsrisiko. Nach dem Auftauchen solltet ihr eure weichen Kontaktlinsen daher sofort gründlich abreiben und ausreichend lange desinfizieren. Wenn ihr die Möglichkeit habt, lasst die Linsen nach dem Urlaub bei eurem Anpasser oder eurer Anpasserin kontrollieren, um sicherzugehen, dass die Linsen nach wie vor gut sitzen. Das lohnt sich insbesondere bei Monats- und Jahreslinsen. Einfacher ist es, für das Unterwasser-Abenteuer auf Tageslinsen umzusteigen, die ihr im Anschluss an den Tauchgang entsorgt.
Formstabile Kontaktlinsen beim Tauchen: Erstmal in die Badewanne
Auch (oder gerade) wenn ihr im Alltag formstabile („harte“) Kontaktlinsen tragt, solltet ihr für Aktivitäten im und unter Wasser weiche Tageskontaktlinsen in Betracht ziehen. Denn harte Linsen sitzen viel lockerer auf den Augen als weiche und können bei Wasserkontakt vergleichsweise leicht von den Augen gespült werden. Gerade bei Tauchgängen abseits der Küste oder in Gefilden, in denen ihr auf den Blickkontakt mit erfahrenen Mittaucher*innen angewiesen seid, kann der Verlust der Linsen zu einem echten Sicherheitsrisiko werden.
Auch nicht zu verachten sind die Folgen für die (aktuelle oder zukünftige) Urlaubskasse, denn harte Kontaktlinsen sind meist Jahreslinsen und daher etwas preisintensiver als gängige Weichlinsen. Um zu vermeiden, dass sie verloren gehen, könnt ihr den „Ernstfall“ vor dem Urlaub einmal in der heimischen Badewanne durchspielen, indem ihr dort eine Maskenspülung unter Wasser übt. Öffnet dabei die Augen mit euren harten Kontaktlinsen und testet, wie sie reagieren. Ist euch das Verlustrisiko zu gross, macht euch rechtzeitig mit weichen Tageslinsen vertraut und besprecht mit eurem Anpasser oder eurer Anpasserin, ob diese für eure Augen in Frage kommen.
Mit Kontaktlinsen tief tauchen: Halten die den Druck aus?
Auch bei Tauchgängen in grössere Tiefen braucht ihr nicht grundsätzlich auf Kontaktlinsen zu verzichten. Eine gute Vorbereitung ist auch hier alles. Wenn ihr wisst, wie euer Körper und insbesondere eure Augen unter den veränderten Bedingungen reagieren, könnt ihr euer Verhalten daran ausrichten. So ist es sicher hilfreich zu wissen, dass sich beim Auftauchen aufgrund der Druckveränderung kleine Stickstoffbläschen in der Tränenflüssigkeit bilden. Die Bläschen machen sich vor allem bei harten Kontaktlinsen bemerkbar, da diese ständig von Tränen unterspült werden. Was hilft? – Simples regelmässiges Blinzeln. Dadurch wird der Stickstoff schnell abtransportiert. Bei Weichlinsen ist dagegen meist kaum Tränenflüssigkeit unter der Linse, sodass sich auch keine Bläschen bilden können.
Das Wichtigste zum Schnorcheln und Tauchen mit Kontaktlinsen im Überblick:
- Sowohl weiche als auch harte Kontaktlinsen sind grundsätzlich zum Schnorcheln und Tauchen geeignet.
- Kontaktlinsen können unter jeder Art von Taucherbrille getragen werden.
- Kontaktlinsen sollten möglichst nicht in Kontakt mit Wasser kommen.
- Wer nicht nur schnorcheln, sondern richtig tauchen gehen möchte, sollte das Ausspülen der Maske unter Wasser mit aufgesetzten Kontaktlinsen vorab in der Badewanne üben.
- Regelmässiges Blinzeln hilft gegen Bläschenbildung unter harten Kontaktlinsen beim Auftauchen.
- Kontaktlinsen sollten nach der Nutzung im Wasser gründlich gereinigt und desinfiziert werden.
- Weiche Tageskontaktlinsen sind beim Schnorcheln und Tauchen eine hygienische und praktische Alternative zu weichen Austauschlinsen und harten Kontaktlinsen. Sie sollten nur nach Rücksprache mit dem Anpasser oder der Anpasserin getragen werden.
Wie heisst es so schön: Machen ist wie wollen, nur krasser. Daher nehme ich mein gesammeltes Wissen und mache das, was ich schon lange machen will, aber gedanklich schon verworfen hatte: Ich tauche ab. Wir lesen uns nach meinem Urlaub in drei Wochen wieder – mit oder ohne Nemo-Selfie.