Die Beziehung zwischen Wasser und Kontaktlinsen ist nicht ganz unkompliziert. Warum und wieso und wie eine sinnvolle “Paartherapie” für eure Lieblings-Sehhelfer und euer Lieblingselement (gerade jetzt im Sommer) aussehen kann, verraten wir euch heute.

Wasser und Kontaktlinsen: Auf Abstand bleiben

Herkömmliches Wasser und Kontaktlinsen sollten sich grundsätzlich nicht zu eng aneinander binden. Denn während die Linse neue Kontakte sehr bedacht auswählt, tanzt Wasser, sei es Leitungswasser, See- oder Meerwasser oder sogar destilliertes Wasser, auf diversen Hochzeiten. Und lässt sich etwa mit Mikroorganismen ein, die bei hoher Konzentration zu Entzündungen an euren Augen führen können. Es kann zudem Mineralien und Chemikalien enthalten, die eure Kontaktlinsen beschädigen oder eure Augen reizen können. Daher ist es wichtig, dass ihr eure Kontaktlinsen stets vor Wasser schützt.

Weichlinsen und Wasser: Wenn Anziehung fast blind macht

Weiche Kontaktlinsen sind besonders anfällig für Kummer durch Wasser. Aufgrund ihres sanften Naturells wollen sie sich tendenziell sehr schnell sehr eng binden und absorbieren Wasser und die darin enthaltenen Mikroorganismen leicht. Sitzt die so verunreinigte Linse dann länger auf dem Auge, reichern sich die Organismen auch im Auge an und erhöhen das Infektionsrisiko.

Doch nicht nur das. Wasser kann das „Grundgerüst“ der Weichlinse gehörig ins Wanken bringen. Denn bei Kontakt mit Wasser quillt die Linse auf und kann nicht mehr vernünftig an ihrem Bestimmungsort andocken: an euren Augen. Sitzt die Linse zu locker, kann sie verrutschen und eure Sehfähigkeit einschränken. Sitzt sie zu fest, drohen eine verringerte Sauerstoffzufuhr und Verletzungen der Augenhornhaut beim Absetzen.

Schwimmen mit Kontaktlinsen: Vorsicht vor der unperfekten Welle

Gerade in der heissen Jahreszeit ziehen sich Wasser und Kontaktlinsen fast schon magisch an. Ins kühle Nass zu springen, ohne sich Gedanken machen zu müssen, dass die Sehhilfe vom Gesicht fallen und für immer in den Fluten verschwinden könnte (wie es mit der Brille schnell passieren kann), hat seinen Reiz. Vor allem weiche Kontaktlinsen sind beim Schwimmen äusserst praktisch. So lange zumindest, wie ihre Träger:innen darauf achten, dass kein Wasser in die Augen gelangt. Mit offenen Augen tauchen ist tabu. Gerade im Meer, wo einen die eine oder andere Welle auch mal unverhofft erwischen kann, solltet ihr Kontaktlinsen nur gut geschützt tragen, sprich: mit einer Schwimmbrille darüber. Für gänzlich ungeschützten Badespass sind nur Tageslinsen geeignet, die ihr nach dem Baden ohnehin entsorgt und durch ein frisches Paar ersetzt. Achtet dabei unbedingt darauf, dass ihr sie nach dem Kontakt mit Wasser nicht allzu lange auf den Augen lasst, da sich Keime & Co. sonst schnell vermehren und ins Auge übergehen können.

Frau schwimmt auf dem Rücken mit Augen geschlossen

Foto von Haley Phelps auf Unsplash

Duschen mit Kontaktlinsen: Alles sauber, ausser die Linsen

Gerade in Langzeit-Linsenbeziehungen kann sich eine gewisse Sorglosigkeit einschleichen. Das ist zunächst eine gute Sache, denn Kontaktlinsen sollen das Leben ja leichter und unbeschwerter machen. Daher überrascht es nicht, dass viele Linsenträger:innen mit ihren Kontaktlinsen ganz selbstverständlich unter die Dusche hüpfen. Auch hier ist letztendlich entscheidend, dass weder Wasser noch Duschgel oder Shampoo auf die Linsen gelangt. Denn obwohl diese eine reinigende Wirkung für den Rest eures Körpers haben, können sie eure Kontaktlinsen verschmutzen, indem sich schmierige und schwer zu entfernende Ablagerungen auf diesen bilden. Wenn ihr Duschkopf, Seife und Ausgang auch ohne Sehhilfe findet, setzt eure Kontaktlinsen also am besten erst nach dem Duschen auf.

 

Kontaktlinsenbehälter und Pinzette und Flüssigkeit

Foto von Nataliya Vaitkevich auf pexels.com

Wasser und Hartlinsen: Wisch und weg

Formstabile (“harte”) Linsen sind etwas widerstandsfähiger, aber dafür nicht so leicht zu erobern. Eingewöhnungszeiten von mehreren Wochen sind eher die Regel als die Ausnahme. Durchhalten lohnt sich jedoch, denn wenn sie sich einmal an euch gewöhnt haben (und ihr euch an sie), sind sie sehr treue Gefährtinnen, die euch in Ausnahmefällen auch den Kontakt mit Wasser verzeihen. Anders als Weichlinsen, könnt ihr harte Kontaktlinsen intensiver reinigen und etwaige Rückstände regelrecht abrubbeln. Ausserdem sitzen sie lockerer auf den Augen, sodass sie jederzeit von frischer Tränenflüssigkeit unterspült werden. Bakterien und Verschmutzungen werden so leichter “weggewischt”.

Harte Kontaktlinsen können nicht nur mit Wasser besser umgehen, sondern auch mit der Abwesenheit desselben. Habt ihr eure Aufbewahrungsflüssigkeit samt Behälter mal nicht dabei, könnt ihr sie trocken lagern und später wieder erweichen, ohne dass sie es euch übel nehmen. Und: Hartlinsen bevorzugen Langzeitbeziehungen. Daher gibt es sie vor allem als Jahreslinsen und nicht als Tageslinsen für zwischendurch.

Kontaktlinsen reinigen: Mit den richtigen Wassern waschen

Die richtige Pflege und Lagerung eurer Kontaktlinsen ist entscheidend für eure Augengesundheit und damit eine gesunde und von Leichtigkeit geprägte Linsenbeziehung. Verwendet immer eine frische Pflegelösung, also eine All-in-One-Lösung oder ein Wasserstoffperoxid-System, um eure Linsen zu reinigen und zu desinfizieren. Leitungswasser (egal ob abgekocht oder nicht), Speichel, Alkohol oder andere Flüssigkeiten sind ungeeignet. Welches Pflegemittel das richtige für eure Linsen ist, erfahrt ihr bei eurem Anpasser oder eurer Anpasserin.

Für ein bisschen frischen Wind zwischendurch ist Kochsalzlösung ideal. Mit dieser könnt ihr die Linsen befeuchten oder kurz abspülen, wenn zum Beispiel ein Fremdkörper an ihnen haftet. Bitte rührt die Kochsalzlösung nicht selbst an, denn das richtige Mischverhältnis und vor allem die anfängliche Sterilität der Lösung sind entscheidend, damit es euren Linsen und Augen anschliessend gut geht. Und vergesst nicht, regelmässig, also etwa alle drei Monate, euren Linsenbehälter tiefenzureinigen oder durch einen neuen zu ersetzen.

Bunte Kontaktlinsenbehälter auf rosa Untergrund

Foto von Natallia Photo auf Unsplash

Wassergehalt der Linse: Mit weniger Wasser Meehr sehen

Doch warum ist das Verhältnis von Wasser und Kontaktlinsen eigentlich so schwierig? Enthalten Linsen nicht sowieso Wasser? Und gilt nicht: Je mehr Wasser in der Linse, desto besser? – Tatsächlich ist der Wassergehalt ein wesentlicher Faktor bei der Wahl des passenden Linsenmaterials für eure Augen. Kontaktlinsen können aus Materialien mit hohem Wasseranteil bestehen (z.B. Hydrogellinsen), mit mittlerem Wassergehalt (z.B. Silikonhydrogellinsen) und mit geringem Wasseranteil (harte Kontaktlinsen). Dabei handelt es sich natürlich um steriles Wasser. Und: Der Wassergehalt allein sagt nichts über die Verträglichkeit der Linsen aus. Manche Augen kommen am besten mit Kontaktlinsen mit geringem Wasseranteil aus, andere brauchen sehr wasserhaltige Linsen. Oft sind gerade bei empfindlichen oder trockenen Augen Linsen mit weniger Wassergehalt besser verträglich.

Wenn ihr also sichergehen wollt, dass die Linse zu euch wie der berühmte Popo auf den Eimer passt, geht zu eurem “Elitepartner” in puncto gutes Sehen: eurem Optiker oder eurer Optikerin. Mit den richtigen Linsen ausgestattet steht einem unbeschwerten Sommer nichts mehr im Wege – ob im Wasser, unter Wasser, auf dem Wasser oder einfach mit unverstelltem Blick auf das kühle Nass. Geniesst es!

 

Titelbild: burakkostak auf pexels.com