Was mich an der Berichterstattung über Kontaktlinsen stört, ist, dass sie ganz oft reißerisch daher kommt. Ja, Medienlogik, Aufmerksamkeitsschwelle und so weiter, ist schon klar. Aber ein bisschen weniger Drama darf schon sein. Ich meine, wir reden hier von Kontaktlinsen, nicht von Raketensprengköpfen.
Kürzlich gab es gleich zwei Drama-Meldungen im Netz. Nummer eins trug die sehr „dezente“ Überschrift „Kontaktlinsen-Horror: In 15 Metern Tiefe habe ich entschieden, mich operieren zu lassen“. Darin beschwert sich die Autorin darüber, wie Kontaktlinsen ihr beim Sport das Leben schwer machen würden. Als ihr beim Tauchgang im Urlaub die Linse verlorenging, habe sie beschlossen, sich operieren zu lassen.
Linse weg und ab unters Messer?
Das ist mir ein bisschen zu einfach. Bevor ich mich einer Augen-OP unterziehe, deren Langzeitfolgen noch immer nicht erforscht sind, investiere ich doch lieber ein bisschen Zeit und informiere mich, was ich unter bestimmten äußeren Bedingungen mit Kontaktlinsen beachten muss. Ich meine, es ist ja nicht so, dass wir jeden Tag zur Arbeit tauchen. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass das Büro der Redakteurin nicht auf 5000 Meter Höhe liegt. Insofern sprechen wir von Ausnahmesituationen, auf die man sich ja ohnehin vorbereitet, sei es mit Equipment oder Training. Warum also nicht auch mit Kontaktlinsen?
Oft reichen schon ein bisschen Recherche und/oder ein Anruf beim Augenoptiker, um Tipps fürs Tauchen mit Kontaktlinsen zu bekommen, die ich hier gern für euch zusammenfasse:
- Grundsätzlich könnt ihr sowohl mit weichen als auch mit harten (formstabilen) Kontaktlinsen tauchen.
- Weiche und harte Kontaktlinsen können problemlos unter der Taucherbrille getragen werden.
- Aber: Achtet darauf, dass eure Kontaktlinsen nicht in Kontakt mit Wasser kommen – egal, ob ihr weiche oder harte Kontaktlinsen tragt.
- Der schwierigste Part ist das Ausspülen der Maske während des Tauchgangs. Um mehr Sicherheit zu haben, dass eure Linsen dabei auf den Augen bleiben, übt das Ausspülen mit eingesetzten Kontaktlinsen vorher einige Male in der Badewanne.
- Beim Auftauchen können sich aufgrund der Druckveränderung kleine Stickstoffbläschen in der Tränenflüssigkeit bilden. Gerade bei harten Kontaktlinsen werdet ihr das merken, da sie laufend von Tränen unterspült werden. Weichlinsen dagegen sitzen fester auf den Augen. Bei ihnen ist kaum Tränenflüssigkeit unter der Linse. Folglich können sich auch keine Bläschen bilden. Wenn ihr also harte Kontaktlinsen beim Tauchen tragt, blinzelt bewusst und regelmäßig, sodass die Bläschen abtransportiert werden.
- Nach dem Tauchgang solltet ihr eure Kontaktlinsen gründlich mit dem passenden Pflegemittel reinigen.
- Sinnvoll ist es, zum Tauchen auf Tageslinsen umzusteigen – aus hygienischen Gründen, weil ihr sie einfach nach dem Tauchgang entsorgen könnt. Aber auch, weil sie fester auf dem Auge sitzen.
Die beiden letztgenannten Punkte zur „Hygiene“ bringen uns zu einem anderen Beitrag, der kürzlich über Kontaktlinsen erschienen ist, genauer gesagt zum „Risikofaktor Kontaktlinse“. Dass dieses „Risiko“ sich auf mangelnde Hygiene im Umgang mit Kontaktlinsen bezieht, die dann in sehr seltenen Fällen irreparable Schäden an der Hornhaut verursacht, erfahren Leser natürlich erst am Ende des Artikels. Entgegen dem, was die Überschrift vermuten lässt, ist also nicht die Kontaktlinse der Risikofaktor, sondern der Mensch, der sie betätigt.
Über die richtige Pflege von Kontaktlinsen, insbesondere nach Wasseraufenthalten, habe ich vor kurzem hier einen Beitrag geschrieben. Lest gern nochmal rein, wenn ihr euch unsicher seid oder schreibt mich direkt an, wenn ihr Fragen habt.
Mein Fazit: Wir sollten über Kontaktlinsen reden. Darüber, was nötig ist, um Kontaktlinsen zu tragen, wo man sie bekommt, wie man sie richtig handhabt und pflegt. Und ja, Menschen, die sich besonders gut mit Kontaktlinsen auskennen, sollten auch auf die Risiken hinweisen, die ein verantwortungsloser Umgang mit Kontaktlinsen mit sich bringt.
Dabei halte ich es für den besten Weg, ans Verantwortungsbewusstsein und den gesunden Menschenverstand zu appellieren, statt Panik zu machen und vorschnell zu Operationen zu raten.
Let’s-Lens-Logik statt klassischer Medienlogik quasi.