Die regelmäßigen Leser*innen unter euch werden es schon bemerkt haben: Ich lese viel im Netz zu Kontaktlinsen und nutze andere Beiträge oft als Aufhänger für meine Blogartikel. So auch dieses Mal. Vor Kurzem schrieb ein Autor unter dem Namen „Der Philosoph“ im Online-Magazin „Der neue Mann“ einen Überblicksbeitrag zu Kontaktlinsen, der ganz gut war – zumindest um grundsätzlich das Interesse an Linsen zu wecken, wenn man bisher noch keine Berührungspunkte mit ihnen hatte.
Weniger gut ging es bei den „harten“ Fakten zu, wobei „hart“ das richtige Stichwort ist. Denn der erste Satz, bei dem ich stolperte, war der hier: „Es gibt weiche und formstabile (harte) Kontaktlinsen, wobei weiche Linsen meist besser verträglich sind.“
Das stimmt so nicht und hat mich dazu inspiriert, mich heute einmal näher mit formstabilen oder – umgangssprachlich – harten Kontaktlinsen zu beschäftigen. Viele Menschen scheinen eine falsche Vorstellung von diesen Linsen zu haben. Vielleicht sind sie sogar abgeschreckt, diese zu probieren. Ich habe mir drei Vorurteile rausgesucht, bei denen ich das Gefühl habe, dass ich sie häufig lese oder höre.
Vorurteil: Im Gegensatz zu weichen Kontaktlinsen merkt man harte Kontaktlinsen auf dem Auge.
Zugegeben, der Name „hart“ wirkt im Zusammenhang mit „Auge“ schon ein wenig abschreckend. Da macht sich das Gefühl von anderen harten Sachen breit, die man schonmal im Auge hatte – Fliegen, Splitter, Schlafsand – you name it. Menschen, die sich berufsmäßig mit Kontaktlinsen beschäftigen, bevorzugen daher die Bezeichnung „formstabil“.
Wie man das Baby auch nennt, Fakt ist, dass die Eingewöhnung bei harten Linsen länger dauert. Denn tatsächlich ist das Material weniger flexibel und das Auge muss sich erstmal daran gewöhnen. Das macht aber dann wieder Sinn, wenn man weiß, dass harte Kontaktlinsen vor allem für Menschen gedacht sind, die sie täglich tragen. Heißt, wenn der Gewöhnungseffekt einmal eingetreten ist, spüren Träger die Linsen auch nicht mehr. Für Gelegenheitsträger eignen sie sich dagegen tatsächlich nicht, weil hier der Effekt nicht greift. Harte Kontaktlinsen sind meistens Jahreslinsen und auf regelmäßiges, langfristiges Tragen ausgerichtet. Was uns zum nächsten Vorurteil und damit zum eingangs zitierten Satz führt.
Vorurteil: Harte Kontaktlinsen sind nicht so gut verträglich wie weiche Linsen.
Viele verwechseln die gerade beschriebene Eingewöhnungszeit, die es braucht, bis man harte Kontaktlinsen nicht mehr spürt, mit ihrer Verträglichkeit. Richtig ist: Gerade harte Kontaktlinsen sind oft sogar besser verträglich als weiche – und deshalb eben genau richtig für Langzeitträger. Das Nichtverträglichkeits-Mysterium wird auch durch unerfahrene Kontaktlinsennutzer genährt, die gern mal den Wassergehalt einer Linse als Kriterium anlegen, nach dem Motto: Je mehr Wasser in der Linse, desto besser muss sie fürs Auge sein – weil feucht und Tränen und überhaupt: Wasser macht schön und gesund. Im Falle von Kontaktlinsen geht diese Logik leider nicht auf. Denn harte Kontaktlinsen haben einen geringen Wassergehalt, sind daher weniger „biegsam“ – aber nicht weniger gesund oder verträglich, wenn man sich einmal an sie gewöhnt hat. Warum ist das so? Die Antwort darauf führt uns zu Vorurteil Nummer 3.
Vorurteil: Harte Kontaktlinsen sind dicker und lassen daher weniger Sauerstoff ans Auge.
Stimmt auch nicht. Bei Hartlinsen gibt es – genau wie bei Weichlinsen – unterschiedliche Materialien. Manche lassen mehr Sauerstoff durch, andere weniger. Entscheidend ist, dass die Durchlässigkeit bei Hartlinsen nicht so entscheidend ist. Sie sind nämlich viel kleiner als Weichlinsen, bedecken nur einen kleinen Teil des Auges und werden dadurch sowieso permanent mit Tränenflüssigkeit unterspült. Und damit auch mit Sauerstoff versorgt. Das ist einer der Gründe, warum Hartlinsen fürs tägliche Tragen eine Möglichkeit sind, die ihr auf jeden Fall in Erwägung ziehen solltet.
Also, lasst euch von der „Härte“ nicht abschrecken und sprecht Arzt und Optiker auf formstabile Linsen an, wenn ihr regelmäßig und langfristig Kontaktlinsen tragen wollt. Plant für die Eingewöhnungszeit aber auch vier bis sechs Wochen ein – erst dann werdet ihr die Linsen gar nicht mehr spüren.
Hört sich ziemlich lange an, ich weiß. Aber so ist das eben mit Babys – egal, wie man sie nennt. Ein „neuer Mann“, der diesen Namen auch verdient, wird wissen, was ich meine.