Die vielen Vorteile und Einsatzmöglichkeiten von Kontaktlinsen erläutern wir regelmässig auf diesem Blog. Doch kann diese Vorteile eigentlich jede*r nutzen? Können alle Menschen, deren Augen grundsätzlich für Kontaktlinsen geeignet sind, die kleinen Sehhelfer auch tragen? Oder gibt es bestimmte körperliche oder psychische Konstitutionen, die dagegen sprechen?

Kontaktlinsen für Schwangere: Linsenwechsel auf Zeit

Während einer Schwangerschaft verändern sich viele Teile des Körpers und mitunter auch die Augen. So kann zum Beispiel aufgrund des veränderten Hormonhaushalts die Augenhornhaut dicker werden. Das führt in manchen Fällen dazu, dass die bisherigen Kontaktlinsen nicht mehr passen. Auch trockene Augen können eine Folge der Hormonumstellung sein, sodass der Tragekomfort der Kontaktlinsen nicht mehr der gleiche ist. Schwangere, die diese Veränderungen an sich feststellen, müssen nicht gleich traurig zur Ersatzbrille greifen. Eventuell reicht es schon, für die Zeit der Schwangerschaft auf andere Kontaktlinsen umzusteigen oder mit Augentropfen nachzuhelfen. Welcher Weg der richtige ist, können werdende Mütter gemeinsam mit ihrem Anpasser oder ihrer Anpasserin ausloten.

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Kontaktlinsen für Menschen mit Behinderung: Geringe Barriere

Ob Menschen mit Behinderung Kontaktlinsen tragen können, hängt von der Art und Schwere der Behinderung ab. Entscheidend sind im Prinzip zwei Dinge: Die potentiellen Träger*innen sollten in der Lage sein, die richtige Handhabung und Pflege von Kontaktlinsen zu erlernen, und über die motorischen Fähigkeiten verfügen, um die Linsen richtig auf- und abzusetzen sowie gegebenenfalls (je nach Linsenart) zu reinigen. Auch das Einhalten der täglichen Tragezeiten, den pünktlichen Wechsel von Austauschlinsen und den rechtzeitigen Nachkauf des richtigen Pflegemittels sollten sie bestenfalls eigenständig beherrschen.

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Menschen mit schweren Behinderungen haben oft Assistent*innen, die ihnen im Alltag helfen. Ob es im Einzelfall sinnvoll ist, dass diese beim Händeln der Kontaktlinsen behilflich sind, oder ob eine Brille dem oder der Einzelnen nicht doch mehr Selbstständigkeit ermöglicht, muss im Einzelfall abgewogen werden. Grundsätzlich spricht aber erstmal nichts dagegen, dass Menschen mit Behinderung Kontaktlinsen tragen. Es gelten im Prinzip die gleichen Voraussetzungen wie bei Menschen ohne Beeinträchtigung auch.

Kinder und Kontaktlinsen: Klar können die das schon selber!

Wenn Kinder sagen: “Ich kann das schon alleine!”, dürfen Eltern ihnen das im Hinblick auf Kontaktlinsen ruhig glauben. Nach einer fachlichen Einweisung durch den Optiker oder die Optikerin und mit ein wenig Übung ist es schliesslich im wahrsten Sinne des Wortes „kinderleicht“, die Linsen richtig auf- und abzusetzen und auch sonst verantwortungsvoll mit ihnen umzugehen. Ein bisschen wie Fahrradfahren. Bereits Grundschulkinder können problemlos Kontaktlinsen tragen, sofern keine medizinischen Gründe dagegen sprechen. Um das abzuklären, ist es sinnvoll, vor dem Termin beim Optiker eine Augenärztin aufzusuchen.

Das weitaus “interessantere” Alter, wenn es um den Kontaktlinsen-Einstieg geht, ist die Pubertät. Denn mit 13 oder 14 Jahren fangen junge Menschen nicht selten an, mit ihrem Äusseren zu experimentieren. Gesundheitliche Fragen rücken dann zu Gunsten eines stylischen Äusseren in den Hintergrund. Bei vielen Jugendlichen kommt in der Pubertät erstmals überhaupt der Wunsch auf, Kontaktlinsen zu tragen, entweder, weil die Brille als unattraktiv empfunden wird oder weil sie sich eine andere Augenfarbe wünschen. Eltern sollten – wie in allen anderen Belangen des Lebens auch – mit ihren Kids im Gespräch bleiben und gemeinsam nach guten Lösungen suchen.

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Gerade mit den Augen sollten Jugendliche nicht ohne Begleitung herumexperimentieren. Farb- und Funlinsen, die ohne Anpassung in Onlineshops gekauft werden, sind eine der häufigsten Ursachen für kontaktlinsenbezogene Augenprobleme, wie Entzündungen oder gar dauerhafte Unverträglichkeiten. Wenn Eltern merken, dass ihre Kinder sich für Kontaktlinsen interessieren, ist es sinnvoll, dass auch sie sich über die kleinen Sehhelfer informieren und ihre Kinder bestenfalls zum Beratungs- und/oder Anpassungstermin beim Optiker begleiten. Bei Funlinsen dürfen sie auch ruhig streng sein und das mehrmalige oder gar das tägliche Tragen in der Schule verbieten. Denn dafür sind gerade Fun- oder Motivlinsen tatsächlich nicht geeignet.

Kontaktlinsen für chronisch kranke Menschen: Auf die Mischung kommt es an

Die Liste an chronischen Erkrankungen ist lang und vielfältig. Ob Kontaktlinsen in Frage kommen, ist auch hier sehr stark von der Art der Erkrankung abhängig. Sind die Augen unmittelbar von der Erkrankung betroffen, sollten Betroffene, die sich für Kontaktlinsen interessieren, das Gespräch mit ihrem Augenarzt oder ihrer Augenärztin suchen. Er oder sie kann beurteilen, ob die kleinen Sehhelfer, die direkten Kontakt zur Augenoberfläche haben, trotz möglicher Vorerkrankungen getragen werden können. Fällt die Einschätzung positiv aus, führt der nächste Weg, – wie bei gesunden Menschen auch – zum Optiker oder zur Optikerin.

Neben Faktoren, die die Gesundheit des Auges selbst betreffen, spielen auch Medikamente bei der Entscheidung für oder gegen Kontaktlinsen eine Rolle. Diese können Nebenwirkungen haben, die sich auf das Tragegefühl von Kontaktlinsen auswirken. Kommen Medikamente direkt am Auge zum Einsatz, ist es besonders wichtig, sich vorab zu informieren, wann nach der Anwendung frühestens eine Linse auf das betroffene Auge darf, um den Behandlungserfolg nicht zu beeinträchtigen. Gerade weiche Kontaktlinsen können Flüssigkeiten und medizinisch wirksame Stoffe „aufsaugen“ und damit deren Wirkung zeitlich verschieben oder abschwächen. Wie so oft ist auch hier das Zusammenspiel aus ärztlicher Beratung, fachgerechter Anpassung und vernünftigem Handling der Königsweg.

Fazit: Kontaktlinsen zu tragen, ist unter vielfältigen Voraussetzungen möglich. Wer sich für die kleinen Sehhelfer interessiert, kann also voller Zuversicht in die (rahmenlose) Zukunft blicken.

 

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