Kontaktlinsen zu benutzen, ist kinderleicht. Was nicht heisst, dass nicht hin und wieder etwas schiefgeht. Wir schauen uns heute fünf Missgeschicke an, die mit Kontaktlinsen passieren können und wie ihr mit ihnen am besten umgeht.

1. Die Kontaktlinsen sind beim Aufsetzen heruntergefallen

Jetzt geht es zunächst darum, die Linse schnellstmöglich wiederzufinden. Gelingt euch das, ist für den nächsten Schritt die Frage entscheidend, auf welchem Untergrund die Linse gelandet ist.

  • Sauberes Waschbecken: Ihr könnt die Linse kurz mit eurer Reinigungslösung abspülen und sie ganz normal tragen.
  • Mässig verschmutzte Untergründe, z.B. Fussboden zu Hause: Ihr solltet die Linse gründlich manuell reinigen und sie anschliessend zum Desinfizieren in frische Reinigungslösung legen. Beachtet bitte die Zeit, die für eine vollständige Desinfektion nötig ist (Packungsbeilage). Das sind mitunter mehrere Stunden.
  • Stark verschmutze Oberflächen, auch z.B. öffentliche Toiletten: Ihr solltet die Linse vorsichtshalber entsorgen.

Findet ihr eure Weichlinse erst Stunden nach dem Herunterfallen wieder, solltet ihr sie ebenfalls entsorgen. Einmal ausgetrocknet, kann sie leider nicht mehr verwendet werden. Anders ist es bei formstabilen («harten») Kontaktlinsen. Diese lagert ihr einfach ausreichend lange in der passenden Pflegelösung, wo sie dann wieder «aufweichen». Anschliessend könnt ihr sie wie gewohnt nutzen, vorausgesetzt, sie haben keine Beschädigungen. Spürt ihr die Linse auf dem Auge, kann das ein Zeichen für feinste Risse sein. Diese können das Auge verletzen. Im Zweifel ist es ratsam, mit der Linse zu eurem Anpasser oder zu eurer Anpasserin zu gehen und sie überprüfen zu lassen.

Es passiert schnell mal, dass eine Kontaktlinse herunterfällt. Damit ihr weiterhin gut sehen könnt, solltet ihr immer eine Ersatzbrille greifbar haben. Im Idealfall habt ihr zudem einen kleinen Vorrat an Kontaktlinsen im Schrank.

2. Die Aufbewahrungslösung für die Nacht fehlt

Weiche Kontaktlinsen brauchen es nass und sauber. Habt ihr weder eure Pflegelösung dabei, noch sterile Kochsalzlösung, sieht es leider nicht gut aus für eure kleinen Sehhelfer. Im Netz kursiert die Idee, sich Kochsalzlösung einfach selbst herzustellen und die Linsen zum Beispiel in Schnapsgläsern zu lagern. Da hier weder sichergestellt ist, dass die Lösung die richtige Konzentration hat, sie zudem nicht steril ist und in die offenen Behälter Staub und Keime eindringen können, ist dieses Vorgehen nicht zu empfehlen.

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Je nachdem, wie sauerstoffdurchlässig eure Linsen sind und wie lange ihr sie am Tag schon getragen habt, kann es eine Notlösung sein, sie ausnahmsweise für eine Nacht auf den Augen zu belassen. Gerade bei teuren Jahreslinsen bewahrt euch das vor ungeplanten Kosten für neue Linsen. Aber es sei an dieser Stelle ausdrücklich gewarnt, dass Kontaktlinsen über Nacht zu tragen immer ein Risiko für die Augen birgt, sich zu entzünden. Hier solltet ihr sorgfältig abwägen und eurer Gesundheit, wenn irgendwie möglich, immer oberste Priorität einräumen.

Viel leichter haben es dagegen Träger*innen von harten Kontaktlinsen. Die Linsen sind um einiges robuster und vertragen zur Not auch mal eine Nacht an der Luft. Achtet darauf, dass ihr sie an einem sauberen Ort lagert. Am nächsten Tag solltet ihr sie gründlich desinfizieren, bevor ihr sie wieder tragt.

3. Ihr bekommt die Linse nicht vom Auge

Die erste Regel, wenn ihr eure Linse nicht vom Auge bekommt, lautet: Ruhe bewahren. Es bringt nichts, wenn ihr anfangt, hektisch im Auge herumzuwerkeln. Dadurch reizt ihr es nur unnötig und erschwert euch das Absetzen zusätzlich. Kommt es öfter vor, dass die Linsen trotz guter Anpassung abends fest am Auge haften und nur schwer abgehen, solltet ihr darauf achten, dass ihr die Linsen nicht zu lange am Stück tragt. Denn wenn die Augen müde und die Linsen eventuell schon etwas trocken sind, kann das das Absetzen erschweren. Die «Schiebetechnik», bei der ihr eure Weichlinse mit sanftem Druck seitlich vom Auge schiebt, funktioniert dann mitunter nicht mehr, sodass ihr sie mit Daumen und Zeigefinger greifen müsst. Reagiert ihr empfindlich, heisst: mit schnellem Lidschluss, auf den herannahenden Finger, versucht es ohne Spiegel und ohne auf den Finger zu blicken. Rollt die Augen nach oben und greift dann mit Daumen und Zeigefinger an den unteren Rand der Linse. Drückt sie sanft zusammen und löst sie vorsichtig vom Auge. Wenn es nicht sofort klappt, macht eine Pause und versucht es nach ein paar Minuten noch einmal. Eventuell hilft es auch, Auge und Linse mit Hyaluron-Tropfen zu befeuchten. Eure Finger sollten dagegen möglichst trocken sein.

Auch bei dieser Herausforderung heisst es übrigens: Jackpot für die Hartlinsen-Träger*innen! Denn die können zu einem Hilfsmittel greifen: Mit dem Linsensauger lassen sich die kleinen Sehhelfer entfernen, ohne dass ihr mit dem Finger am Auge hantieren müsst.

4. Ihr wisst nicht mehr, welche Kontaktlinse auf welches Auge gehört

Obwohl Kontaktlinsenbehälter eine Markierung haben, kann es passieren, dass ihr beim Absetzen nicht drauf achtet, die linke Linse in den Behälter mit dem L zu legen und die rechte entsprechend in das andere Schälchen.

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Eine Verwechslung ist kein Problem, sofern ihr auf beiden Augen die baugleichen Linsen tragt, also Grösse und Passform der rechten und der linken Linse identisch sind. Tragt ihr dagegen unterschiedliche Linsen, etwa weil eines eurer Augen eine starke Hornhautverkrümmung hat und eine torische Linse benötigt, das andere dagegen mit einer sphärischen Linse auskommt, ist es tatsächlich wichtig, dass die passende Linse auf dem Auge sitzt. Haben die Linsen unterschiedliche Dioptrienwerte, werdet ihr schnell merken, dass ihr sie verwechselt habt. Sind die Werte ähnlich, Material oder Passform der Linsen für rechts und links unterscheiden sich aber, solltet ihr euren Anpasser oder eure Anpasserin aufsuchen und überprüfen lassen, ob jedes Auge die Linse hat, die es verträgt.

5. Die Kontaktlinse hat einen Schmierfilm, der sich nicht entfernen lässt

Ein «Schleier» auf den Linsen kann unterschiedliche Ursachen haben. Manche Träger*innen haben regelmässig mit verstärkten Ablagerungen zu tun, wenn sich der Monat dem Ende nähert und ihre Monatslinsen ausgetauscht werden müssen. Zeigt sich schon lange vor Ablauf des Austauschintervalls ein schmieriger Film, sind Linse und Auge eventuell nicht 100%ig kompatibel. Manche Menschen haben zum Beispiel einen sehr fetthaltigen Tränenfilm, was gerade in Kombination mit Silikonhydrogellinsen zu einem regelrechten «Fettfilm» mit den entsprechenden Einschränkungen beim Sehen führen kann.

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Bevor ihr diese Möglichkeit in Betracht zieht, lohnt sich eine Tiefenreinigung der Linsen, etwa mit einem Peroxidsystem, einem Protein- oder Lipidentferner. Je nachdem, welches Mittel den Schleier lichtet, habt ihr einen ersten Anhaltspunkt, ob und welche körpereigenen Stoffe die Verschmutzungen verursachen. Manchmal können aber auch äussere Einflüsse eine Rolle spielen, etwa trockene Raumluft oder auch Make-up-Reste. Kommt ihr selbst mit der Ursachenforschung nicht weiter, ist auch hier der Anpasser oder die Anpasserin eures Vertrauens die beste Adresse.

Denn: Sich professionell im Umgang mit Kontaktlinsen beraten und begleiten zu lassen, ist in der Tat ein Kinderspiel. Und das beste Rezept, um mit kleinen Missgeschicken umzugehen.

 

Titelbild: Foto von Andrea Piacquadio