Wenn ich so auf meine Jahre als Kontaktlinsenbloggerin zurückblicke, gibt es ein Thema, um das sich die meisten Fragen drehen – und das selbst erfahrene Kontaktlinsenträger*innen immer wieder vor neue Herausforderungen stellt: Wie reinige ich Kontaktlinsen richtig? Ist ein Reinigungsmittel für Kontaktlinsen das gleiche wie eine Aufbewahrungslösung? Und der Dauerbrenner: Kann ich meine Kontaktlinsen mit Kochsalzlösung oder mit Wasser reinigen?

Heute gibt’s also – pünktlich zur dunklen Jahreszeit – einen Schmöker zum Studieren und zum Immer-wieder-nachlesen.

Kochsalzlösung und Reinigungslösung für Kontaktlinsen

Ja, man kann Kochsalzlösung zur mechanischen Reinigung von Kontaktlinsen verwenden – sprich: Tröpfchen rauf, rubbeln, abspülen. Damit hat man schon mal einen beachtlichen Teil der Ablagerungen vom Tag beseitigt. ABER – und das ist das Entscheidende – Kochsalzlösung desinfiziert eure Linsen nicht! Im Gegenteil: Die Keime, die auch nach dem Abrubbeln noch auf der Linse sitzen, fühlen sich in Kochsalzlösung ziemlich wohl und vermehren sich eifrig. Kochsalzlösung eignet sich daher nicht, um die Kontaktlinsen über Nacht darin aufzubewahren. Hierfür braucht ihr eine spezielle Reinigungs- bzw. Aufbewahrungslösung, die desinfizierend wirkt und die Keime gnadenlos abtötet.

Kochsalzlösung könnt ihr für die kurzzeitige Lagerung nehmen und als ergänzendes Pflegemittel. Achtet darauf, dass es eine Kochsalzlösung ist, die speziell für Kontaktlinsen ausgelegt ist. Und fangt bitte nicht an, selbst zu mixen. Die Lösung muss den richtigen pH-Wert haben und stabilisiert sein – das bekommt ihr selber nicht hin. Mit einer falsch zusammengesetzten Lösung macht ihr euch eure Kontaktlinsen kaputt.

Kontaktlinsenflüssigkeit

Kombilösung – die beste Lösung?

Ich habe die Beobachtung gemacht, dass gerade Kontaktlinsen-Anfänger*innen schnell zur All-in-One- oder Kombilösung greifen. Alles in einer – das klingt eben verlockend und nach wenig Aufwand. Und das ist tatsächlich der große Vorteil von Kombi-Lösungen. Mit ihnen lassen sich Kontaktlinsen reinigen und aufbewahren. Dennoch sind sie nicht für alle Augen die beste Lösung. Gerade wer empfindliche Augen hat, fährt eventuell mit Peroxid-Reinigern besser. Denn Kombilösungen enthalten Konservierungsstoffe, die nicht jeder verträgt. Peroxidsysteme dagegen sind frei von Konservierungsmitteln.

Ein weiterer Vorteil von Peroxid ist, dass die Lösungen sehr gründlich reinigen. Dafür müsst ihr beim Reinigen aber einen Arbeitsschritt mehr einlegen als bei der Kombi. Denn nachdem die Linsen in Peroxid gelegen haben, müssen sie wieder davon befreit werden. Das geschieht, indem ihr sie in eine extra Neutralisationslösung legt oder eine spezielle Neutralisationstablette hinzufügt und die Linsen über Nacht in der Lösung aufbewahrt. Am nächsten Morgen habt ihr dann ein Paar perfekt gereinigte Kontaktlinsen.

Sowohl Kombilösungen als auch Peroxidsysteme gibt es für weiche und für formstabile Kontaktlinsen. Wichtig ist, dass ihr die richtige Lösung für euren Linsentyp habt. Zwar könnt ihr bei formstabilen Linsen keinen großen Schaden anrichten, wenn ihr sie mit Lösung für Weichlinsen reinigt. Umgekehrt sieht es aber anders aus. Denn die Wirkstoffe in Hartlinsenlösung können sich in den Poren von weichen Kontaktlinsen anreichern und von dort aus eure Augen reizen. Mögliche Folgen sind Unverträglichkeiten und Allergien. Zudem ist Hartlinsenlösung nicht isotonisch – ihr werdet den Fehler also mitunter schon daran erkennen, dass eure Weichlinsen bei der Reinigung aufquellen. Also beim Kauf lieber zwei Mal hingucken.

Kontaktlinsen Wasser

Wasser: Alles andere als klar

Immer wieder bekomme ich die Frage gestellt, ob Kontaktlinsen mit Wasser gereinigt oder darin aufbewahrt werden können – und ob wirklich, WIRKLICH nur ausnahmsweise. Die Antwort bleibt Nein! Auch nicht kurz und auch nicht an Halloween und auch nicht zu Weihnachten oder bei Anlässen, zu denen vermutlich der eine oder andere Schutzengel mehr unterwegs ist. Lasst es einfach! Wasser ist tabu, denn darin tummeln sich unzählige Keime, die sich dann über die Linsen auf eure Augen übertragen. Kalk und Salz tragen auch noch ihren Teil zum unangenehmen Tragen bei. Bei Weichlinsen kommt hinzu, dass sie in Wasser aufquellen. Und ja, all das gilt auch für abgekochtes, destilliertes und in sonstiger Art verzaubertes Wasser. Einfach lassen, ok?

Unterbodenwäsche für Kontaktlinsen

Hin und wieder sollten auch Kontaktlinsen in die „Waschanlage“ und grundgereinigt werden. Was die Unterbodenwäsche fürs Auto ist für Kontaktlinsen die Proteinentfernung. Hierfür gibt es spezielle Tabletten, die in Wasser aufgelöst eine eiweißlösende Reinigungsflüssigkeit ergeben.

Für hartnäckige Verschmutzungen wie Fette oder Pollenstaub könnt ihr zudem Oberflächenreiniger verwenden, die das wegmachen, was Kombilösungen nicht schaffen.

Kontaktlinsen verzeihen keine Experimente

Ich gebe zu, die kleinen unscheinbaren Linsen verleiten dazu, mit ihnen rumexperimentieren zu wollen. Was macht es für einen Unterschied, ob ich einen Kontaktlinsenbehälter nehme oder das Schnapsglas von Oma? Was kann nach einer Nacht im Wasserbad schon passieren, wenn ich sie in der nächsten Nacht wieder ordentlich lagere?

Jede Menge. Leider.

Fast alles, was sich auf Kontaktlinsen abspielt, läuft für uns unsichtbar ab. Genau deshalb haben wir uns ja für Kontaktlinsen entschieden. Sie korrigieren unsere Sehschwäche unsichtbar, sie verändern unsere Augenfarbe für andere unsichtbar und fügen sich unsichtbar in unsere äußere Erscheinung ein. Aber sie „leiden“ eben auch unsichtbar und wenn sie leiden, geben sie das auch früher oder später an unsere Augen weiter. Und dann? Leiden wir.

Also: Finger weg von Schnapsglas, Wasserkocher und Salztüte. Hütet eure Kontaktlinsen wie euren sprichwörtlichen Augapfel und nehmt euch Zeit für die gründliche Pflege. Wir sprechen hier von maximal 10 Minuten am Tag. So seid ihr auf der sicheren Seite – und braucht auch keinen Schutzengel.