Seien wir mal ehrlich: Kontaktlinsen sehen nach nichts aus. Aber das ist nunmal Teil ihres Jobs. Wie man sie auch dreht und wendet, wirken sie erstaunlich unerstaunlich. Umso faszinierender ist es zu sehen, wozu sie imstande sind. Wir haben zehn interessante Fakten über Kontaktlinsen zusammengetragen, einige mehr, andere weniger erklärungsbedürftig. Aber allesamt mit Sicherheit vor allem für diejenigen unter euch erhellend, die sich zum ersten Mal mit der Frage beschäftigen: Brille oder Kontaktlinsen?

1. Kontaktlinsen gibt es schon sehr lange.

Bereits 1911 fertigte Carl Zeiss die ersten “Haftschalen” an, die damals noch aus Glas bestanden und entsprechend unbequem waren. Ausserdem liessen sie kaum Sauerstoff an die Augen und konnten daher nicht lange getragen werden. Seitdem haben sich die Materialien ständig weiterentwickelt. Heute gibt es hochsauerstoffdurchlässige Weichlinsen, die ihre Träger*innen kaum oder gar nicht spüren. 

2. Kontaktlinsen können fast jede Fehlsichtigkeit korrigieren.

Ob kurzsichtig, weitsichtig oder mit Hornhautverkrümmung, ob alterssichtig oder bei Schwierigkeiten beim Sehen in alle Distanzen, ob minus 17 oder plus 7 Dioptrien: Kontaktlinsen gibt es als Standardlinsen für häufig auftretende Fehlsichtigkeiten, aber auch als Individualanfertigungen für komplexe Sehanforderungen. 

3. Einige Kontaktlinsen werden nach einmaligem Gebrauch weggeworfen.

Hand mit Müllbeutel

Foto: Ana Shvets auf pexels.com

So genannte “Tageslinsen” sind vor allem für Menschen gedacht, die nur gelegentlich Kontaktlinsen tragen wollen, etwa beim Sport oder beim Ausgehen. Wer sehr empfindliche Augen hat oder sensibel auf Pflegemittel reagiert, hat mit Tageslinsen ebenfalls eine wunderbare Alternative zu Monats-, Wochen- oder Jahreslinsen. 

4. Kontaktlinsen können eine Rot-Grün-Sehschwäche verbessern.

ChromaGen-Kontaktlinsen enthalten Farbfilter, um die Zapfen und Stäbchen im Auge zu stimulieren und so fehlende Farbpigmente auszugleichen. Das hilft ihren Träger*innen, Farben besser zu unterscheiden. Expert*innen haben herausgefunden, dass das Rot-Grün-Sehen mit ChromaGen-Linsen bis zu dreimal besser ist als ohne die Sehhelfer. 

Foto von Mikhail Nilov auf pexels.com

5. Kontaktlinsen können nicht nur das Farbsehen unterstützen, sondern auch die Augenfarbe verändern.

Farb- und Motivlinsen sind für viele Menschen der erste Berührungspunkt überhaupt mit den unsichtbaren Sehhelfern, etwa zu Fastnacht oder Halloween. Das ist einerseits toll, weil die Vorteile von Kontaktlinsen so für viele Menschen erlebbar werden. Andererseits vergessen viele, dass Kontaktlinsen, auch wenn sie farbig sind oder witzige Motive tragen, fachgerecht an die Augen angepasst werden müssen. Sie sind und bleiben Medizinprodukte und keine Spassartikel (auch wenn sie zweifelsohne Spass machen). Farblinsen gibt es übrigens sowohl mit Korrektur als auch ohne. 

6. Kontaktlinsen können bei nahezu allen Sportarten sicher getragen werden.

Kontaktlinsen geben euch die maximale Bewegungsfreiheit, sie verrutschen und beschlagen nicht, auch nicht bei intensiven Workouts. 

Foto von Harrison Haines auf pexels.com

Welche Kontaktlinsen sich für die unterschiedlichen Sportarten eignen, haben wir für euch in gleich mehreren Beiträgen auf diesem Blog zusammengestellt. Unsere Leseempfehlungen: 

5 Gründe, warum Sport mit Kontaktlinsen mehr Spass macht

Wintersport mit Kontaktlinsen

Wassersport mit Kontaktlinsen

7. Kontaktlinsen können aus unterschiedlichen Materialien hergestellt werden.

Lange galten formstabile (“Hartlinsen”) als einzige Möglichkeit, Kontaktlinsen zu tragen und gleichzeitig eine sehr gute Versorgung der Augen mit Sauerstoff zu gewährleisten. Mittlerweile sind Weichlinsen (fast) mit ihnen gleichauf. Kontaktlinsen aus Silikonhydrogel können bis zu 16 Stunden am Tag getragen werden, ohne dass Träger*innen um die Sauerstoffversorgung ihrer Augen fürchten müssen, eine fachgerechte Anpassung und gründliche Pflege der Linsen vorausgesetzt.

8. Es gibt formstabile (“harte”) Kontaktlinsen, die eine Kurzsichtigkeit während des Schlafens korrigieren.

Orthokeratologische Linsen (kurz: Ortho-K-Linsen) heissen sie und sind so gebaut, dass sie die Augenhornhaut während des Schlafens durch sanften Druck modellieren. Dadurch können die Träger*innen dieser Linsen tagsüber ganz ohne Sehhilfe scharf sehen. Das funktioniert allerdings nur so lange, wie die Kontaktlinsen konsequent jede Nacht und ausreichend lange getragen werden, denn die Hornhaut geht sonst automatisch in ihre alte Form zurück. 

Wichtig: Diese Nachtlinsen sind nicht zu verwechseln mit den weichen “Day & Night Linsen”. Von diesen hiess es lange, dass sie 30 Tage ununterbrochen (also auch über Nacht) getragen werden können. Augenoptiker*innen haben immer wieder davon abgeraten. Seit diesem Jahr werden diese Linsen nun nicht mehr nachgeliefert und nur noch Restbestände verkauft. Gut so. . 

9. Nur wenige Faktoren sprechen grundsätzlich gegen das Tragen von Kontaktlinsen.

Dazu zählen zum Beispiel chronisch trockene Augen oder überstandene schwere Augeninfektionen. Es ist immer ratsam, sich vor der Kontaktlinsenanpassung augenärztlich untersuchen zu lassen, um Faktoren, die gegen das Tragen von Kontaktlinsen sprechen, auszuschliessen. Einige Augenärzt*innen passen auch selbst Kontaktlinsen an. Die Expert*innen auf diesem Feld sind aber Optiker*innen. 

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10. Spezielle Kontaktlinsen können die Symptome bestimmter Augenkrankheiten, wie Keratokonus, deutlich verbessern.

Keratokonus ist eine stark kegelförmige und unregelmässige Verformung der Hornhaut auf dem Auge. Diese Verformung verursacht eine Kurzsichtigkeit, die mit einer Brille nicht mehr vollständig korrigiert werden kann. Betroffene stehen dann vor der Frage, ob eine Operation die einzige Lösung ist. Die Antwort lautet: nein. Denn mit formstabilen Corneallinsen kann ein Keratokonus mitunter ohne medizinischen Eingriff korrigiert werden. Wenn diese nicht gehen, sind Sklerallinsen eventuell eine Option. Diese sind um einiges grösser als herkömmliche Kontaktlinsen und sitzen nicht auf der Hornhaut selbst, sondern auf der Bindehaut. Das hat Nachteile beim Sauerstofftransport. Punkten können diese Linsen aber bei der Versorgung der Augen mit Feuchtigkeit. Denn sie werden vor dem Aufsetzen mit steriler Kochsalzlösung befüllt, die während des Tragens permanent unter der Linse verbleibt. Diese Besonderheit macht sie auch für Menschen mit extrem trockenen Augen interessant. 

 

Na, beeindruckt? – Wenn ihr euch nun noch mehr als vorher für Kontaktlinsen interessiert und mit dem Gedanken spielt, die unsichtbaren Sehhelfer auszuprobieren, wendet euch an euren Optiker oder eure Optikerin. Diese*r wird euch bei der Anpassung gut beraten und in die Feinheiten im Umgang mit Kontaktlinsen einweisen. Und – wer weiss – euch vielleicht auch ein wenig beeindrucken.  

 

Titelbild: Foto von Magda Ehlers auf pexels.com