Menschen haben ganz unterschiedliche Bedürfnisse, Eigenschaften und ja, auch die eine oder andere Marotte. Man kann ja bekanntlich nicht aus seiner Haut. Daher ist es manchmal sinnvoll, sich so zu nehmen, wie man ist, und nicht ständig zu versuchen, Dinge an sich zu ändern, die nur schwer änderbar sind. Glücklicherweise sind heute viele Produkte auf die vielfältigen Vorlieben und Eigenschaften von Menschen zugeschnitten. Kontaktlinsen bilden da keine Ausnahme. Wir haben uns einige weit verbreitete Charakterzüge herausgepickt und zeigen euch, welche Kontaktlinsen tendenziell zu ihnen passen. Für die individuelle Anpassung bleibt natürlich ein Optiker oder eine Optikerin die erste und einzig richtige Adresse.

Für Gründliche: Monatslinsen brauchen Pflege und das richtige Timing.

Monatslinsen gibt es in vielen unterschiedlichen Ausführungen, was Material, Passform und Korrektionswerte angeht. Daher sind sie für viele Fehlsichtige grundsätzlich interessant. Nachdem sie aus ihrer sterilen Verpackung entnommen wurden, können Monatslinsen 30 Tage getragen werden. Nach dem täglichen Tragen werden sie gründlich mit einer auf sie abgestimmten Pflegelösung gereinigt und in einem speziellen Kontaktlinsenbehälter aufbewahrt. Das aktuelle Paar Monatslinsen muss pünktlich nach vier Wochen durch ein frisches ersetzt werden, ganz egal, ob es ein Mal, 20 Mal oder 30 Mal getragen wurde. Zudem müssen Träger*innen das Pflegemittel (mit begrenzter Haltbarkeit) und den Kontaktlinsenbehälter mehrmals im Jahr erneuern und ggf. nachkaufen. Wer Monatslinsen nutzt, braucht also eine gewisse “Disziplin” und sollte der Versuchung widerstehen, die Linsen einige Tage oder sogar Wochen länger zu tragen als vorgesehen. 

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Für Faule: Tageskontaktlinsen kommen ohne Reinigung aus.

Wer es gern so einfach wie möglich hat und sich nicht mit Reinigungsmitteln und Ablaufdaten beschäftigen möchte, findet eventuell mit Tageskontaktlinsen die richtigen Sehhelfer. Alles, was sie brauchen, sind zwei saubere Hände, die sie morgens aus der sterilen Verpackung nehmen und aufs Auge setzen. Abends können sie dann mit einer kurzen wie gekonnten Handbewegung in die entgegengesetzte Richtung befördert werden. Und das nicht in ihren Behälter zurück, sondern in den nächsten Mülleimer. Auf keinen Fall sollten die Linsen im Abfluss hinuntergespült werden, da der Kunststoff die Umwelt stark belasten würde.

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Sie müssen weder gereinigt werden, noch brauchen sie ein Pflegemittel oder sonstiges Aufbewahrungsequipment. Der einzige Termin, den Träger*innen von Tageskontaktlinsen im Blick haben müssen, ist der für den Nachkauf neuer Linsen, wenn sich die aktuelle Packung (die meist zwischen 30 und 180 Linsen enthält) dem Ende zuneigt. Einige Optiker*innen bieten übrigens auch Kontaktlinsen-Abos an und liefern in den benötigten Intervallen automatisch frische Linsen nach.

Für Sportliche: Kontaktlinsen lassen Sauerstoff durch.

Beim Sport läuft der Kreislauf auf Hochtouren und der Körper braucht viel Sauerstoff. Das gilt auch für die Augen. Hier können hochsauerstoffdurchlässige Weichlinsen, aber auch formstabile („harte“) Kontaktlinsen punkten. Es gibt weiche Linsen aus Silikonhydrogel, einem Material, welches dafür bekannt ist, besonders viel Sauerstoff durchzulassen. Harte Linsen bestehen aus einem konventionellen Linsen-Kunststoff, lassen aber allein aufgrund ihres kleineren Durchmessers viel Sauerstoff ans Auge. Je nach Sportart ist es sinnvoll, eine (Sport-)Sonnenbrille über den Kontaktlinsen zu tragen, sodass die Augen vor Blendung und herumfliegenden Insekten & Co. geschützt sind.

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Für Geduldige: Formstabile Kontaktlinsen zahlen sich langfristig aus.

Formstabile Kontaktlinsen sind die gesündeste Variante für Menschen, die täglich und über Jahre Kontaktlinsen tragen. Sie lassen stets genug Sauerstoff ans Auge, sind weniger anfällig für Risse und können unkompliziert aufbewahrt und gereinigt werden. Gerade am Anfang ist bei diesen Linsen aber Geduld gefragt. Denn anders als weiche Kontaktlinsen, die sich sofort an die Augenhornhaut anschmiegen, verursachen harte Kontaktlinsen zunächst ein Fremdkörpergefühl. Bei einigen Nutzer*innen schwindet dieses bereits nach zwei Wochen, andere haben sechs Wochen und länger damit zu kämpfen. Dann sind Geduld und Durchhaltevermögen gefragt. Auch die Anpassung formstabiler Kontaktlinsen ist meist etwas aufwendiger als die weicher Linsen und erfordert eine spezielle Kompetenz des Optikers oder der Optikerin. “Mal eben schnell zur Filiale” und dann mit neuen Linsen nach Hause gehen – das funktioniert bei harten Kontaktlinsen nicht. Wer durchhält, wird jedoch mit gut verträglichen Sehhelfern belohnt, die meist weit länger als ein Jahr getragen werden können, eine gründliche Reinigung und Pflege sowie eine Nachkontrolle durch den Anpasser vorausgesetzt.

Für Routinierte: Ortho-K-Linsen brauchen einen festen Rhythmus.

Ortho-K-Linsen sind ganz besondere formstabile Kontaktlinsen. Anders als andere Kontaktlinsen gleichen sie die Sehschwäche nicht beim Tragen aus, sondern kommen nachts zum Einsatz, wenn ihre Träger*innen schlafen. In dieser Zeit modellieren die Linsen die Augenhornhaut so, dass Fehlsichtige tagsüber ganz ohne Sehhilfe auskommen. Das Ganze funktioniert nur in Kombination mit einem gesunden und routinierten Schlafverhalten. Menschen, die nachts gern “auf die Piste” gehen oder deren Schlafrhythmus, z.B. aufgrund von Schichtdiensten, immer wieder wechselt, sollten lieber Kontaktlinsen für den Tag nutzen. 

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Für Aktive: Multifokallinsen erlauben Spontanität.

Ab etwa Mitte 40 setzt bei vielen die so genannte “Alterssichtigkeit” ein. Die Elastizität der Augenlinse nimmt ab, das Einstellen auf unterschiedliche Sehentfernungen gelingt nicht mehr so reibungslos. Für Brillenträger*innen kommt an diesem Punkt die Gleitsichtbrille ins Spiel. In ihre Gläser sind unterschiedliche Sehzonen eingearbeitet, sodass ihr*e Träger*in nicht zwischen verschiedenen Brillen für die Nah- und die Fernsicht hin- und herwechseln muss. Das gleiche Prinzip liegt Multifokallinsen zugrunde. Auch sie ermöglichen scharfes Sehen in unterschiedlichsten Lebenslagen und sind daher besonders beliebt bei Menschen, die auch in der zweiten Lebenshälfte genauso aktiv und spontan sein möchten wie mit U40.  

Für Experimentierfreudige: Farbige Kontaktlinsen sorgen für Abwechslung.

Experimente und Kontaktlinsen passen eigentlich nicht gut zusammen, jedenfalls nicht, wenn es darum geht, die richtige Kontaktlinse für sich zu finden. Kontaktlinsenträger*innen sollten nur die Linsen nutzen, die ihnen vom Optiker oder von der Optikerin fachgerecht angepasst wurden. Wer trotzdem etwas Abwechslung möchte, kann sich zusätzlich zu den farblosen Linsen auch Farblinsen anpassen lassen. Diese intensivieren oder verändern die eigene Augenfarbe. Es gibt sie in vielen Stärken, aber nicht in der Bandbreite an Passformen und Materialien, wie man sie von farblosen Weichlinsen kennt. Farblinsen sind vor allem eine nette Abwechslung, allerdings nicht unbedingt für den Alltag geeignet. Um diesem hin und wieder zu entfliehen, habt ihr mit ihnen jedoch ein tolles Accessoire. Eines übrigens, das ihr im Gegensatz zu anderen “Schmuckstücken” nicht mit anderen teilen oder tauschen solltet. 

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