Eine Frage, die viele Eltern umtreibt: Kann mein Kind Kontaktlinsen tragen? Anders als die Brille sitzen Kontaktlinsen direkt auf den empfindlichen Sehorganen, müssen entsprechend sorgfältig behandelt werden und verzeihen vielleicht manchen kleinen Fehler, aber längst nicht alles. Dass Eltern sich bestmöglich informieren, bevor sie ihren Kindern das Tragen von Kontaktlinsen erlauben, ist also berechtigt. Doch wie ist es eigentlich bei den Kids selbst? Welche Fragen treiben die Kleinen womöglich um? Und wie können Eltern sie richtig und kindgerecht beantworten? – Darum soll es heute gehen. Wir setzen quasi die Kinderbrille auf und blicken mit Kinderaugen auf das spannende Thema «Kontaktlinsen».
Mama, sind Kontaktlinsen besser als eine Brille?
Sie sind nicht allgemein besser oder schlechter, können aber in bestimmten Situationen viel angenehmer sein als eine Brille. In anderen Situationen wiederum möchtest du vielleicht lieber deine Brille tragen. Stell dir zum Beispiel vor, du bist auf dem Spielplatz, möchtest toben, dich kopfüber vom Klettergerüst baumeln lassen oder Ball mit deiner besten Freundin spielen. Da kann deine Brille manchmal ganz schön nerven, oder? Erinnerst du dich, als Luisa dir aus Versehen mal den Ball ins Gesicht geworfen hat und du tagelang diesen schmerzhaften Abdruck auf der Nase hattest? – Das kann dir mit Kontaktlinsen nicht passieren. Mit ihnen kannst du wild toben, ohne dass du Angst haben musst, sie zu verlieren oder dir mit dem Rahmen weh zu tun. Einfach, weil sie keinen Rahmen haben. Sie sind quasi eine unsichtbare Brille.
Wenn du allerdings abends schon müde bist, dir anfängst die Augen zu reiben, aber trotzdem noch unbedingt eine Folge deiner Lieblingsserie gucken möchtest, ist die Brille vermutlich viel angenehmer. Da macht es dann auch nichts, wenn du mit ihr einschläfst.
Du merkst, es geht gar nicht um Brille ODER Kontaktlinsen, sondern darum, beides zu haben und die Sehhilfen so zu nutzen, wie es für dich am besten passt.
Papa, kann ich Kontaktlinsen denn schon ganz allein aufsetzen?
Davon bin ich felsenfest überzeugt. Wie alles im Leben ist das Auf- und Absetzen von Kontaktlinsen reine Übungssache. Ein bisschen wie Fahrrad fahren. Bei den ersten Versuchen ist es noch wackelig, vielleicht klappt es auch noch nicht und du fällst hin. Aber mit ein bisschen Übung funktioniert es dann und du fährst kinderleicht. Einmal gelernt, kannst du dann für den Rest deines Lebens radeln. So ist es auch bei Kontaktlinsen. Je öfter du sie auf- und absetzt, desto einfacher wird es mit der Zeit. Und irgendwann geht es wie von allein.
Mama, tun Kontaktlinsen weh?
Nein, mein Kind, da brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Deine Augen sind sehr sensible Teile deines Körpers und werden dir zeigen, wenn ihnen etwas nicht gefällt. Wenn du deine Kontaktlinse aufsetzt und du spürst ein Pieken oder Brennen, heisst das, dass etwas nicht stimmt. Vielleicht ist ein Fussel oder ein kleines Haar auf der Kontaktlinse. Dann setzt du die Linse einfach wieder ab, spülst sie mit deiner Pflegelösung ab und versuchst es nochmal. Normalerweise spürst du weiche Kontaktlinsen nicht in den Augen. Und wenn doch, solltest du sie absetzen und gucken, warum das so ist. Manchmal braucht das Auge auch einfach eine Linsenpause. Dafür hast du dann deine Brille.
Es gibt allerdings auch Kontaktlinsen, bei denen es ein bisschen länger dauert, bis du sie nicht mehr spürst. Sie können am Anfang ganz schön zwicken. Hier kommt es darauf an, durchzuhalten, bis das Zwicken weniger wird und irgendwann ganz verschwindet. Wenn du das schaffst, kannst du ganz stolz auf dich sein, denn dann hast du eine besonders haltbare “unsichtbare Brille”.
Papa, kann ich nicht einfach die Kontaktlinsen von Lisa nehmen? Sie ist doch meine Schwester.
Nein, das geht leider nicht. Auch wenn ihr euch sehr ähnlich seht, habt ihr doch ganz unterschiedliche Augen. Weisst du noch, als wir letztens mit Farbe die Fingerabdrücke auf Mamas Geburtstagskarte gemacht haben? Dein Abdruck sah ganz anders aus als der von Lisa, obwohl ihr die gleiche Farbe benutzt habt. So kannst du dir das bei deinen Augen auch vorstellen: Jedes Auge ist so einzigartig wie ein Fingerabdruck. Und deshalb passen dir Lisas Kontaktlinsen vielleicht gar nicht.
Mama, woher weiss ich denn, welche Kontaktlinsen mir passen?
Auch wenn du ein kluges Kind bist – das kannst du tatsächlich nicht wissen. Denn um das herauszufinden, braucht man spezielle Geräte. Die hat ein Optiker oder eine Optikerin, also eine Person, die sich jeden Tag mit Augen und Kontaktlinsen beschäftigt und in einer Art Schule für Erwachsene gelernt hat, wie man diese Geräte bedient, wie man das Auge damit ausmisst und wie man herausfindet, welche Kontaktlinsen passend sind.
Können wir morgen zur Optikerin gehen und Kontaktlinsen kaufen?
Wir können gern einen Termin beim Optiker machen. Wenn es passende Kontaktlinsen für dich gibt und du mit ihnen zurechtkommst, kannst du gleich schon damit rausgehen. Nach ein paar Tagen müssen wir aber noch einmal zum Optiker, damit er kontrollieren kann, ob die Linsen immer noch gut auf deinen Augen sitzen. Bis dahin kannst du dir ein paar Tipps zu Kontaktlinsen von deiner Schwester holen. Sie kennt bestimmt einige Tricks, wie das Auf- und Absetzen noch leichter geht. Wenn ihr euch sonst auch oft nicht einig seid: Ich kann mir vorstellen, dass Kontaktlinsen euch beide gleich doll begeistern werden.
Titelfoto: Edi Libedinsky auf Unsplash