10 Dinge über Kontaktlinsen, die wir gern früher gewusst hätten

Ich trage schon sehr lange Kontaktlinsen. Und ich berate schon lange andere Menschen zu Kontaktlinsen. Jeden Tag lese ich viele Fragen zum Thema und versuche, in meinen Antworten die Leichtigkeit zu vermitteln, die ich im Umgang mit Kontaktlinsen verspüre. Und an den richtigen Stellen den Zeigefinger zu heben. Nicht oberlehrermässig, sondern eher wie eine gute Freundin, die sagt» Hey, lass das mal lieber, sonst fügst du deinen Augen noch einen Schaden zu.» 

Diese entspannte Haltung zu Kontaktlinsen kam erst mit der Zeit. Bei vielen Dingen, die ich heute über die kleinen Sehhelfer weiss, denke ich: Hätte mir das mal jemand früher gesagt! Dann hätte ich mir an der einen Stelle nicht so viele Sorgen gemacht, und an der anderen Stelle vielleicht ein bisschen vernünftiger gehandelt. 

Genau darum soll es heute gehen – um kleine, aber entscheidende Wissenshäppchen, die euch Orientierung beim richtigen Umgang mit Kontaktlinsen geben. Die es euch ermöglichen, euch mit Blick auf manche Fragen entspannt zurückzulehnen oder euer Verhalten anzupassen. 

Hätte mir mal jemand früher gesagt, dass….

… Kontaktlinsen auch bei unterschiedlichen Sehschwächen auf beiden Augen in Frage kommen.

Menschliche Körper sind nie symmetrisch. Weder äusserlich, noch was die Funktionalität gewisser Körperteile angeht. So kann es sein, dass ihr auf einem Auge kurz- und auf dem anderen weitsichtig seid. Dass ihr eine einseitige Hornhautverkrümmung habt. Oder dass nur ein Auge Unterstützung beim Sehen benötigt und das andere auch ohne Korrektion scharf sehen kann. Für diese und viele andere Szenarien sind Kontaktlinsen sehr gut geeignet. Bei der Anpassung wählt euer Optiker oder eure Optikerin die richtige Linse für jedes Auge aus. Da Kontaktlinsen einzeln verpackt sind, könnt ihr eine Linse für das linke und eine ganz andere für das rechte Auge kaufen und ganz unterschiedliche Stärken, Materialien und Passformen parallel tragen.

… es Kontaktlinsen gibt, die ich nur nachts tragen muss.

Ja, die so genannten «Ortho-K-Linsen» sind eine wirklich faszinierende Erfindung. Es handelt sich dabei um formstabile («harte») Kontaktlinsen, die eure Augenhornhaut während des Schlafens so modellieren, dass ihr tagsüber ganz normal sehen könnt. Am Abend lässt der Effekt meist nach. Es ist daher sinnvoll, eine Ersatzbrille oder Ersatzlinsen dabei zu haben, wenn euer Tag länger ausfällt als erwartet. 

… ich Farblinsen lieber nicht jeden Tag tragen sollte.

Farbige Kontaktlinsen sind vielleicht nicht ganz so bahnbrechend wie Ortho-K-Linsen, üben aber eine ebenso grosse Anziehungskraft auf viele Menschen aus. Es macht einfach Spass, mit unterschiedlichen Augenfarben zu experimentieren. Oder auf eine andere Augenfarbe umzusteigen, wenn die eigene nicht gefällt. 

Bei farbigen Kontaktlinsen besteht die Herausforderung zunächst darin, die Spreu vom Weizen zu trennen. Denn auch abseits von Optik-Fachgeschäften könnt ihr Farblinsen in allen Varianten kaufen. Besonders vor Fasnacht oder Halloween sind so genannte «Funlinsen» leicht zu bekommen. Der hohe Spassfaktor täuscht darüber hinweg, dass Farblinsen Medizinprodukte sind. Sie sollten, genau wie farblose Kontaktlinsen, fachgerecht an die Augen angepasst werden. Doch selbst dann kann die Farbschicht die Sauerstoffversorgung des Auges empfindlich stören. Daher sind diese Kontaktlinsen für besondere Anlässe und nicht fürs tägliche Tragen geeignet. Gerade Funlinsen haben meist eine sehr dicke Farbschicht und können das Auge schnell reizen. Wichtig ist, auf die Signale des Körpers zu hören und die Linsen bei kleinsten Anzeichen einer Unterversorgung der Augen abzusetzen. 

… der Wassergehalt einer Kontaktlinse nichts darüber aussagt, wie gut sie das Auge mit Feuchtigkeit versorgt.

Je wässriger eine Kontaktlinse ist, desto besser ist sie für Augen, die zu Trockenheit neigen, sollte man meinen. Das Gegenteil ist der Fall: Je mehr Wasser eine Kontaktlinse enthält, desto höher ist die Verdunstung an der Augenoberfläche und damit auch der Wasserentzug am Auge. Für trockene Augen sind daher meist Kontaktlinsen mit geringem Wassergehalt, also harte Linsen, besser geeignet. Da aber beim Zusammenspiel von Auge und Linse viele weitere Faktoren eine Rolle spielen, lässt sich auch das pauschal nicht sagen. Eine fachlich gute Entscheidung im besten Sinne eurer Augengesundheit kann letztendlich nur ein Optiker oder eine Optikerin treffen, nachdem er oder sie entsprechende Messungen am Auge gemacht hat. 

… ich Tageslinsen wirklich nur einen Tag tragen sollte.

Wenn die Kontaktlinse nach einem Tragetag noch wunderbar angenehm über das Auge gleitet, nichts piekt oder verschwimmt, stellt sich so mancher Träger beim abendlichen Absetzen die Frage, ob die Linse nicht noch einen Tag länger durchhält. Was der Laie nicht sehen kann, ist, dass die Materialzusammensetzung von Tageslinsen eine andere ist als die von Monatslinsen. Sie nutzen schneller ab und sind nicht für den mechanischen Prozess der Reinigung und anschliessenden Aufbewahrung in der Pflegelösung ausgelegt. Anders als Monatslinsen können sie leichter Schaden nehmen und schon mit kleinsten, unsichtbaren Haarrissen das Auge schädigen. Auch wenn es schwerfällt: Tageslinsen gehören nach einem Tag auf dem Auge in den Hausmüll.

… ich Kontaktlinsen wunderbar mit der Brille kombinieren kann.

Und zwar in beide Richtungen: Kontaktlinsen mit Stärke und eine Brille ohne Stärke (besonders beliebt mit Sonnenbrillen) oder Kontaktlinsen ohne Stärke (z.B. Farblinsen für eine Party) mit der Korrektionsbrille. 

… selbst angemischte Kochsalzlösung nicht für Kontaktlinsen geeignet ist.

Ein bisschen abgekochtes Wasser und die richtige Menge Salz dazu (lässt sich ja einfach googlen) – schon ist die isotonische Kochsalzlösung fertig. Das stimmt theoretisch. Um die Lösung für Kontaktlinsen anwenden zu können, fehlt aber ein entscheidender Punkt: Die Lösung muss möglichst steril verpackt sein. In der Küche aber haften nicht nur am Topf, sondern auch auf der Arbeitsplatte und an der Salzdose unzählige Keime, selbst in sehr reinlichen Haushalten. Eine Flasche mit Kochsalzlösung, wie ihr sie zum Beispiel bei eurer Optikerin bekommt, hat dagegen nur eine Mini-Öffnung. Ihr müsst die Lösung mit Druck aus der Flasche pressen. Damit ist die Barriere für Keime so hoch wie möglich und die Lösung gut geeignet, um eure Linsen damit abzuspülen oder sie kurzzeitig darin zu lagern. Für die tägliche Reinigung eurer Kontaktlinsen braucht ihr aber eine echte Pflegelösung, z.B. eine Kombipflege oder eine Lösung mit Wasserstoffperoxid, die sämtliche Keime und Ablagerungen unschädlich macht. 

… es Kontaktlinsenflüssigkeit in Reisegrösse gibt.

Wenn ihr auswärts übernachtet oder ein paar Tage verreist, müsst ihr nicht die recht schwere 360-Milliliter-Flasche Pflegelösung mitnehmen. Für kurze Reisen gibt es eine All-In-One-Lösung im praktischen 100-Milliliter-Fläschchen. Diese passt zusammen mit einem Kontaktlinsenbehälter bequem in die Handtasche. Ihr könnt sie im Prinzip immer dabei haben, ohne dass sie euch im wahrsten Sinne des Wortes zur Last fällt.

… ich auch mit einer Hornhautkrümmung Kontaktlinsen tragen kann.

So genannte «torische Kontaktlinsen» machen es möglich. Sie sind speziell geformt, sodass sie die Unebenheiten der Hornhaut ausgleichen können. Das geht nicht unendlich, sondern nur bis zu einem bestimmten Grad der Krümmung. Einen Versuch ist es wert, gerade, wenn ihr einen sehr aktiven Lebensstil pflegt und bisher dachtet, die Brille sei aufgrund eurer Hornhautverkrümmung die einzige Lösung. Ist sie nicht. 

… ich meine Monatslinsen 30 Tage nach dem ersten Tragen wechseln muss – nicht nach 30 Mal tragen.

Monatslinsen müssen 30 Tage, nachdem sie aus dem sterilen Blister entnommen wurden, durch ein frisches Paar ersetzt werden. Und zwar ganz unabhängig davon, ob ihr sie in diesen 30 Tagen tatsächlich 30 Mal, also täglich, oder nur drei Mal getragen habt. 

Denn Ablagerungen und Abnutzung entstehen nicht nur durch das Tragen der Kontaktlinsen, sondern auch bei der Reinigung und Lagerung. Tragt ihr sie wochen- oder gar monatelang nach dem Wechseldatum weiter, setzt ihr eure Augen einem unnötigen Risiko aus. Und spätestens nach diesem Blogbeitrag könnt ihr dann nicht mehr sagen: Hätte mir das mal jemand früher gesagt.